Martenstein über Radfahrer & Co.: Polizei hat uffjegeben
Die Ordnungshüter in Berlin haben uffjegeben, erfuhr unser Autor. Was das wohl mit Dealern in Kreuzberg, Gangstern in Friedrichshain und Radfahrern in der ganzen Stadt zu tun hat? Die Kolumne
Auf den Berliner Fußwegen sind immer mehr Radfahrer unterwegs, die werden immer schneller und angriffslustiger. Blöd ist es vor allem für die Kinder, der Fußweg ist für Kinder keine sichere Zone mehr. Es ähnelt der Wespenplage. Ähnlich wie die Wespen haben auch Radfahrer kein Unrechtsbewusstsein und werden regelrecht wild, wenn man ihre Kreise stört.
Ich habe einen Radfahrer interviewt, der unser Kind fast zu Brei gefahren hätte. Er sagte sinngemäß: „Was willst du Arschloch. Ich hab gerade zwanzig Flüchtlingen Essen gebracht.“ Da war ich froh, dass er nicht 1000 Flüchtlingen Essen gebracht hat, nach seiner Logik hätte er dann ja zur Belohnung den Regierenden Bürgermeister erschießen dürfen.
Als ich vor ein paar Monaten dieses Problem erstmals angesprochen habe, kamen aus dem Radfahrerlager jede Menge Rückmeldungen. Sie sagen, die Berliner Radwege seien unbequem und in schlechtem Zustand. Das Argument eignet sich auch hervorragend für die Straßenräuber, die, rund um das RAW- Gelände, den Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg zu ihrem Biotop machen. Die könnten sagen: „Berufstätigkeit ist unbequem. Der Berliner Arbeitsmarkt ist in zu schlechtem Zustand.“ Aber vielleicht lösen sie so das Dealerproblem. Wenn die Dealer mit Straßenraub mehr Geld verdienen können als mit dealen, dann dealen sie wenigstens nicht mehr.
Gibt es nach Coffeeshops auch Moneyshops?
Die Polizei gibt Tipps. Man soll im Berliner Problembezirk nichts allzu Wertvolles mit sich führen, außer wertvollen Ideen vielleicht, und wenn man von einem Räuber angesprochen wird, soll man ihm alles Geld geben, das man dabei hat. Man soll den Räuber nicht reizen, am besten wünscht man ihm alles Gute. Anschließend soll man schnell wegrennen, wobei man beim Wegrennen natürlich auf die Radfahrer aufpassen muss. Vermutlich denkt der Bezirk auch schon an Moneyshops, nach dem Modell der Coffeeshops. Da geben die Bürger ihr Geld freiwillig ab, das ist dann gewaltfrei und entkriminalisiert und fast wie im Paradies.
Neulich haben wir auch einen Polizisten interviewt, der die Radfahrer betrachtete, wie sie auf dem Bürgersteig Jagd auf Kinder und Omis machten. Der Polizist sagte: „Das ist furchtbar, da hamse recht. Wir ham uffjegeben.“ Dann gab der Polizist einen Tipp. „Wenn Sie zu mehreren sind, halten sie den Radfahrer fest und dann rufen Sie mich. Der muss dann 15 Euro zahlen.“
Also, hier eine Gebrauchsanweisung für Friedrichshain-Kreuzberg. Dealer ignorieren, vor Räubern wegrennen, Radfahrer festhalten. In allen Zweifelsfällen aber heißt die Devise: uffgeben. Da würde ich mir als Radfahrer sagen, am besten raubst du die Fußgänger auch aus. Dann sind die Fußgänger schön höflich zu dir und wünschen dir alles Gute.
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