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Melania Trump, Michelle Obama.
© AFP

Die Rede von Melania Trump: Plagiat? Souverän gesampelt!

Melania Trump hat gesagt, sie habe bei ihrer Rede "ein bisschen Hilfe" gehabt. Wie bitte? Hat etwa irgendjemand geglaubt, sie schreibe ihre Reden selber? Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Zu den schwersten Ämtern der Welt zählt zweifellos jenes als Ehefrau des US-Präsidenten. Die First Lady hat dekorativ zu sein und intelligent, am besten akademisch gebildet, dazu gern souveräne Managerin einer kinderreichen Familie, die ihr bei Amtsantritt vom Secret Service allerdings weitgehend abgenommen wird. Ach ja: Die Intelligenz sollte besser nicht so weit führen, dem Gemahl öffentlich zu widersprechen.

Gewählt wird eine First Lady nicht, ist aber Teil des Wahlkampfs und als solche zu öffentlichen Auftritten verpflichtet. Melania (ja, mit a) Trump, eher dekorativ als akademisch, hat vor ihrer Rede auf dem Parteitag der Republikaner sicher viel nachgedacht – und es mit Michelle Obamas Rezept versucht.

Zentrale, wenngleich politisch unspezifische Sätze klangen zum Verwechseln ähnlich: Schon in einem jungen Alter hätten ihre Eltern ihr vermittelt, „dass man hart für das arbeiten muss, was man im Leben erreichen will. Und dass man Wort halten muss, dass man tut, was man sagt, und man seine Versprechen halten muss, dass man Menschen mit Respekt behandelt. Sie brachten mir Werte und Moral bei und zeigten mir diese in ihrem täglichen Leben.“

Ganz ähnlich hatte das Michelle Obama 2008 in ähnlicher Situation gesagt. Melania gab zu, sie habe „ein bisschen Hilfe“ gehabt, was nur jene überraschen wird, die glauben, dass solche Reden vom Redner selbst verfasst werden. Und die Aussage an sich, nun ja, sie ähnelt doch sehr jenen, die auf großen, bedeutenden Miss-Wahlen formuliert werden, und damit kennt sich die aufstrebende Ehefrau bekanntlich bestens aus. Woraus sich nebenbei deutlich schließen ließe, dass eine Wahl Trumps zum US-Präsidenten durchaus eine Miss-Wahl wäre.

Aber was zeigt uns der Vorfall sonst noch? Frau Trump ist mit den grundlegenden Techniken der modernen Medienarbeit vertraut. Copy&Paste ist ihr kein Geheimnis, und sie sampelt ihre Texte souverän aus vorhandenem Material. Wenn sie jetzt auch noch die Intertextualität ihrer Aussagen thematisiert, also das Plagiat zum Prinzip erhebt, wird man sagen können, dass sie voll in der Gegenwart steht und noch viele schöne Sachen sagen wird, First Lady hin oder her.

Bei den Demokraten liegen die Dinge bekanntlich ein wenig anders. Bill Clinton hat die Chance, erster First Man der amerikanischen Geschichte zu werden. Für einen schon gewesenen Präsidenten liegt es vollkommen nahe, ein paar alte Reden herauszuholen – die haben ja funktioniert. Er muss einfach nur überall „Ich“ durch „Hillary“ ersetzen. Plagiate? Gar nicht notwendig.

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