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Das Standbild dieses Videos soll den mutmaßlichen Start einer Interkontinentalrakete mit hoher Reichweite vom Typ Hwasong-14 zeigen.
© dpa

Nordkorea: Pjöngjang lässt Streit mit neuem Raketentest eskalieren

Nordkorea provoziert erneut mit einem Raketentest. Nach eigenen Angaben soll es sich um eine Interkontinentalrakete gehandelt haben. Diese wäre in der Lage, US-Städte zu erreichen.

Die nordkoreanische Nachrichtensprecherin Ri Chun Hee machte am Dienstagmorgen aus ihrem Stolz keinen Hehl. „Mithilfe der strategischen Entscheidung Kim Jong Uns haben heute die Wissenschaftler und Techniker der Nordkoreanischen Akademie für Verteidigungswissenschaften erfolgreich die neu entwickelte Rakete Hwasong 14 getestet“, sagte die nordkoreanische Fernsehsprecherin, drückte ihr Rückgrat durch und lächelte triumphal. Doch was in Nordkorea Freude bereitet, löst im Rest der Welt große Besorgnis aus. Denn bei dieser Rakete könnte es sich sogar um eine Interkontinentalrakete gehandelt haben.

Damit wäre eine neue Eskalationsstufe im Konflikt um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm erreicht. Erstmals befände sich auch eine US-Stadt in Reichweite des nordkoreanischen Militärs. Die Rakete vom Dienstag soll nach Angaben der US-Streitkräfte 37 Minuten lang 930 Kilometer weit geflogen sein. Anschließend stürzte sie ins Japanische Meer. „Eine Rakete mit dieser Reichweite müsste auf einer sehr hohen Laufbahn geflogen sein, um so eine lange Flugzeit zu erreichen“, erklärt der Physiker David Wright von der „Vereinigung der besorgten Wissenschaftler“ auf seinem Blog.

Rakete könnte Reichweite von 6700 Kilometern erreichen

Dieselbe Rakete könnte seinen Berechnungen nach auf einer Standardflugbahn eine maximale Reichweite von 6700 Kilometern erreichen. Nordkorea könnte somit zwar noch nicht Hawaii, Los Angeles oder San Francisco erreichen – doch Anchorage in Alaska läge bereits in Reichweite. Berlin liegt übrigens rund 8000 Kilometer von Nordkorea entfernt.

Raketen ab einer Reichweite von 5500 Kilometer gelten als Langstreckenraketen. Russland hingegen ordnete das Exemplar vom Dienstag als Mittelstreckenrakete ein.

Die Vereinten Nationen verbieten Nordkorea derartige Waffentests, doch das Land hält sich seit Jahren nicht mehr daran. Auch umfangreiche Wirtschaftssanktionen konnten das verarmte und international isolierte Regime um den Diktator Kim Jong Un nicht stoppen. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump mehrfach mit Alleingängen in dem Konflikt gedroht und auch militärische Aktionen nicht ausgeschlossen.

Auf Beobachtungsposten. Das nordkoreanische Fernsehen zeigt Diktator Kim Jong Un, der mit seinen Generälen angeblich am Dienstag den Test einer Rakete vom Typ Hwasong 14 verfolgt.
Auf Beobachtungsposten. Das nordkoreanische Fernsehen zeigt Diktator Kim Jong Un, der mit seinen Generälen angeblich am Dienstag den Test einer Rakete vom Typ Hwasong 14 verfolgt.
© dpa

Nordkorea zündete Rakete am US-Unabhängigkeitstag

Weshalb der jüngste Raketentest Nordkoreas auch als Warnung an die USA interpretiert werden kann. Der symbolische Zeitpunkt, nämlich der US-amerikanische Unabhängigkeitstag, spricht ebenfalls dafür. Am Dienstag twitterte Donald Trump, vielleicht werde China Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen, um „diesen Unsinn“ zu beenden.

Japan erklärte, zusammen mit den USA und Südkorea mehr Druck auf Nordkorea ausüben zu wollen. Ministerpräsident Shinzo Abe rief zugleich die Präsidenten Chinas und Russlands, Xi Jinping und Wladimir Putin, auf, beim G-20-Gipfel in Hamburg eine „konstruktive“ Rolle im Konflikt mit Nordkorea zu spielen. Am Dienstag und Mittwoch werden der chinesische Staatspräsident und Südkoreas Präsident Moon Jae In in Berlin weilen. Das Verhalten Nordkoreas dürfte bei diesen Gesprächen auf der Agenda stehen.

Russland und China legten Vorschlag für Moratorium vor

Das russische und das chinesische Außenministerium legten am Dienstag einen Vorschlag zu einem Moratorium vor. Demnach fordern sie die USA und Südkorea auf, auf ihre gemeinsamen Militärmanöver auf und vor der koreanischen Halbinsel zu verzichten. Im Gegenzug solle Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm aussetzen. Zugleich riefen sie Pjöngjang auf, sich an die bestehenden UN-Resolutionen zu halten.

Die russische Führung hatte sich zuvor sehr besorgt gezeigt. Der Raketentest liefere jenen Argumente, die Spannungen schüren wollten, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow. Der Außenpolitiker Leonid Sluzki betonte, Gespräche mit der Führung in Pjöngjang seien nun wichtiger denn je. „Man muss verhandeln, in den Dialog treten und Pjöngjang weniger provozieren, indem man einen Flugzeugträger an seine Grenzen verlegt“, sagte der Abgeordnete. Die USA hatten im April vorübergehend mit der Verlegung eines Flottenverbandes auf nordkoreanische Raketentests reagiert. (mit dpa/AFP)

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