Urheberrecht: Piraten streiten um Schramm-Buch
Im April nannte sie die Idee des geistigen Eigentums noch "ekelerregend". Nun ist Schramms Buch "Klick mich" erschienen, und der Verlag setzt in ihrem Namen Urheberrecht durch. Die Parteispitze stellt sich hinter Schramm - der Öffentlichkeit scheinen deren Volten kaum mehr zu vermitteln.
Der Sturm der Entrüstung kam mit Vorahnung: Bereits am Sonntag hatte der Bundesgeschäftsführer der Piratenpartei, Johannes Ponader, auf seiner Homepage geschrieben, er sei „gespannt“, wie die Partei auf die Veröffentlichung des Buches „Klick mich: Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin“ seiner Vorstandskollegin Julia Schramm am Montag reagieren würde. Als User, die einem Link zu einer illegal hochgeladenen E-Version des Buches gefolgt waren, kurz nach Veröffentlichung die Botschaft vorfanden, der Inhalt sei nach einer Beschwerde Julia Schramms nicht mehr verfügbar, war es so weit: #Klickmich wurde zum viel genutzten Schlagwort auf Twitter, die Twitterseite Schramms, eigentlich eine radikale Kritikerin des geltenden Urheberrechts, mit Kommentaren geflutet.
Am Mittwoch stellte sich nun die Spitze der Piraten hinter Schramm: „Ein einzelner Autor hat überhaupt nicht die Macht, gegenüber dem Verlag ganz andere Vergütungsmodelle durchzusetzen“, rechtfertigte Johannes Ponader Schramms Vorgehen im Sender „N24“. Bernd Schlömer, Bundesvorsitzender der Partei, leitete aus der Kontroverse just die vermeintlich von der Beisitzerin im Bundesvorstand verratene Forderung nach einer Urheberrechtsreform ab: „Ein besseres Beispiel hätte uns Julia Schramm nicht liefern können.“
Schramm selbst sieht darin, dass sie wenige Monate, nachdem sie die Idee des geistigen Eigentums in einem Podcast noch „ekelerregend“ genannt und die Rechte eines Autors am eigenen Werk angezweifelt hatte, nur einen „vermeintlichen Widerspruch“: „Ich habe jetzt einen analogen Vertriebsweg gewählt, weil ich damit ein anderes Zielpublikum erreiche als mit meinem Blog“, sagte sie der Tageszeitung „Die Welt“. Auch Wolfgang Ferchl, Leiter des Knaus-Verlags, bei dem „Klick mich“ erschienen ist, sieht die Sache pragmatisch: „Sie hat mit einem klassischen Verlag einen Vertrag geschlossen – damit unterwirft sie sich gewissen Regeln.“ Trotzdem wolle der Verlag, der zur Random-House-Gruppe gehört, bei der Rechtsdurchsetzung behutsam vorgehen: Illegale Downloader würden mit einer „gelben Karte“ verwarnt, zudem würden immer wieder Kapitel ins Netz gestellt.
Dass die Veröffentlichung für die Piraten dennoch ein Problem bleibt, glaubt Alexander Hensel vom Göttinger Institut für Demokratieforschung: „Wenn ein Vorstandsmitglied aus Perspektive der Öffentlichkeit gegen eine zentrale Forderung verstößt, sorgt das natürlich für Irritationen.“ Der Spagat zwischen politischem Willen und persönlichem Handeln sei in diesem Fall kaum noch zu vermitteln. Zudem verhindere der oft gnadenlose Umgangston bis auf Weiteres, dass sich die Partei strategisch besser ausrichten könne. Letztlich gelte: „Den Fall Schramm haben die Piraten fast im Alleingang skandalisiert.“ Weitere könnten folgen.
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