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Live-Ticker zum Großen Zapfenstreich: Pfeifkonzert für Christian Wulff

Christian Wulff wird im Schloss Bellevue mit einem großen Zapfenstreich verabschiedet. Bestimmt wird das Zeremoniell vom lautstarken Protest vor dem Schloss Bellevue. Ein Demonstrant wurde verhaftet, Dutzende Tröten von der Polizei beschlagnahmt.

Der Initiator des Protestes gegen den Großen Zapfenstreich für Christian Wulff, Mario Sixtus, hatte die Aktion mit den Worten verteidigt: "Wenn ein so geschätzter Ex-Präsident wie Wulff verabschiedet wird, sollte sich das Volk daran beteiligen." Es wäre doch "schade, wenn nur ausgewählte Soldaten Wulff den Marsch blasen dürfen". Da ließen sich viele Wulff-Gegner nicht zweimal bitten.

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Die Berliner Polizei hat bei den lautstarken Protesten während des Großen Zapfenstreichs 24 Vuvuzelas eingesammelt. Wie zwei Tagesspiegel-Leser, die an der Demonstration teilgenommen haben, unabhängig voneinander berichten, begründete die Polizei diesen Schritt damit, dass die langen Tröten als Waffe eingesetzt werden könnten. Ein Demonstrant wurde wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen, sagte ein Sprecher der Polizei am Abend.

Die etwa 250 Demonstranten hatten die Zeremonie mit lauten Pfiffen und Rufen erheblich gestört. Immer wieder ertönten Sprechchöre: "Schande! Schande!", skandierten die Wulff-Gegner vor dem Schloss Bellevue - unüberhörbar für die etwa 200 Gäste.

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Wulff geht - mit gesenktem Haupt. Es sollte ein würdevoller Abschied für einen unwürdigen Abgang des Christian Wulff werden. Doch am Ende wurde der Abschied so wie das Ende seiner Präsidentschaft - begleitet von unüberhörbaren Nebengeräuschen, die er lange versucht hat zu ignorieren - so lange bis der letzte Ton verklungen ist - und darüber hinaus.

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Der Spielmannszug zieht ab. Bald hat dieses merkwürdige Schauspiel ein Ende.

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Schade für die Vuvuzela, aber sie wurde heute von einigen Demonstranten umgetauft in "Wulffuzela".

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Laut Berliner Polizei gibt es keine Auseinandersetzungen mit den Demonstranten "Alles friedlich", sagt ein Polizeisprecher.

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Nun der Ruf zum Gebet durch den Spielmannszug und anschließend ein musikalisches Gebet.

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Auch der Bundesratspräsident Horst Seehofer (CSU) hatte beim Empfang vor dem Großen Zapfenstreich noch ein paar Worte an Wulff gerichtet - allerdings keine kritischen Worte. Es war dem Redemanuskript nach eher eine Lobrede. Den Wortlaut von Seehofers Rede können Sie hier nachlesen.

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Sprechchöre vor dem Schloss Bellevue - nur die Musik kann etwas dagegen halten. Aber die Querflöte hat es schwer.

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Jetzt berühren sich am Schloss Bellevue "Himmel und Erde".

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"Somewhere over the rainbow" spielt die Kapelle nun für Wulff. Vielleicht wünscht sich Wulff jetzt genau dorthin, irgendwo, wo es keine Vuvuzelas und Hupen gibt.

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"Alexandermarsch" nun für Wulff. Aber was das ganze Zeremoniell bestimmt, ist die Dissonanz: der bemüht feierliche Rahmen und der lautstarke Protest von der Straße.

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Urkunde Wachbataillon an Wulff überreicht. "Danke, das bedeutet mir sehr viel", hört man Wulff sagen.

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Fußball oder Zapfenstreich? Im Moment ist das der Geräuschkulisse nach nicht ganz klar.

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Der Stabsmusikcorps versucht nun gegen das Pfeif- und Hupkonzert der Proteste anzuspielen. Aufgerufen wurde zu den Protesten über Facebook.

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Im 16. Jahrhundert gab es den ersten Zapfenstreich. Er geht eigentlich auf eine Tradition zurück, womit die Soldaten abends aus den Wirtshäusern gescheucht werden sollten.

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Die Hauptpersonen kommen aus dem Schloss Bellevue zu einem Podest: Ex-Bundespräsident Christian Wulff mit Bundesratspräsident Horst Seehofer (CSU).

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Interessant: Normalerweise werden die Proteste soweit von einem Großen Zapfenstreich oder einem öffentlichen Gelöbnis entfernt gehalten, dass sie kaum zu hören sind. Doch diesmal ist alles anders. Der Lärm ist enorm und kommt vermutlich von der anderen Spreeseite.

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Angela Merkel trifft ein an der Seite von Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU). Auch Bettina Wulff hat ihren Platz eingenommen. Im Moment bestimmt aber der ohrenbetäubende Lärm die Szenerie.

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Lautstarker Protest von der Straße vor dem Schloss Bellevue: Hupen, Pfeifen und Vuvuzelas sind zu hören..

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Die ersten Gäste sind da. FDP-Chef Philipp Rösler ist dabei. Rund 200 Gäste haben zugesagt - eingeladen waren knapp 400.

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Bevor der offizielle Teil des Zapfenstreichs begann, gibt es im Schloss Bellevue noch einen Empfang. Dabei warb Wulff am Donnerstagabend nochmals für eine Gesellschaft, in der auch Platz für andere Kulturen ist. Auf die
Umstände seines vorzeitigen Abschieds ging er dem Redemanuskript zufolge nicht ein. Dem Tagesspiegel liegt das Redemanuskript von Wulff vor, das sie hier lesen können. "Ich hoffe, dazu beigetragen zu haben, dass ein Nachdenken über unser deutsches „Wir“ entsteht. Wir haben eine gemeinsame Zukunft, und die liegt in den Köpfen und Herzen der Menschen, die hier leben."

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Selbst am Tag des Zapfenstreichs hält die Kritik an Wulff, an seinem Rücktritt, am Ehrensold an. So hat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im ZDF gesagt, dass sie sich - angesichts der im Raum stehenden Vorwürfe gegen Wulff - gewünscht hätte, dass er auf den Ehrensold freiwillig verzichte. Peter Hintze, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bleibt seiner Rolle als Erster Wulff-Verteidiger treu und betont, dass es richtig sei, Wulff ehrenvoll zu verabschieden. Auch könne er sich vorstellen, dass Wulff ein wichtiges Ehrenamt übernehme.

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Was wird bleiben? Christian Wulff kämpft um einen Rest politischen Andenkens. Schon bei seinem Rücktritt hat er die kulturelle Vielfalt betont, gerne würde er am Ende seiner kurzen Präsidentschaft mehr auf seiner Fahne stehen haben als staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, als reiche Freunde und teure Urlaube. Er würde so gern als der Bundespräsident in Erinnerung bleiben, der das Thema Integration betont hat. Am Ende bleibt wohl nur sein Satz, dass der Islam auch zu Deutschland gehöre.

Christian Tretbar

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