Evangelikaler in Bremen: Pastoren protestieren gegen fundamentalistischen Amtsbruder
"Wer Bibeltexte als Schlagwaffe missbraucht, sollte sich nicht bibeltreu nennen" - mit diesen Worten protestieren Pastoren in Bremen gegen Hetzreden ihres Amtsbruders Olaf Latzel.
Etwa 100 evangelische Pastoren und andere Kirchenbeschäftigte haben am Mittwoch auf den Domtreppen in Bremen gegen den evangelikalen Pastor Olaf Latzel demonstriert, der in der benachbarten St.-Martini-Kirche eine Predigt gegen Religionsvermischung gehalten und sich dabei abfällig über andere Bekenntnisse geäußert hatte. Die Mahnwache stand unter dem Motto „Bremen ist bunt! Wir leben Vielfalt“.
Die aktiven oder bereits pensionierten Pastoren, teils im Talar, erklärten in einem Flugblatt: „Wir distanzieren uns entschieden von Fundamentalismus jedweder Art – und von allen Versuchen, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Antisemitismus oder rassistisches Gedankengut mit vorgeblich biblischem Glauben zu bemänteln.“ Sie nannten es „unerträglich“, wenn „Jahrtausende alte biblische Texte mutwillig aus ihrem historischen Zusammenhang herausgerissen werden. Wer Bibeltexte als Schlagwaffe missbraucht, sollte sich nicht bibeltreu’ nennen“, heißt es weiter.
Der 47-jährige Pastor hatte in seiner halbstündigen Predigt in St. Martini unter Berufung auf die Bibel andere Glaubensrichtungen als Götzendienst abgewertet, interreligiöse Toleranz und Zusammenarbeit abgelehnt, muslimische Feste als „Blödsinn“ bezeichnet und der katholischen Kirche „Reliquiendreck“ vorgeworfen. Für diese beiden Ausdrücke hat er sich inzwischen entschuldigt, weil sie beleidigend wirken könnten. Ansonsten nehme er aber „absolut nichts“ zurück, sagte Latzel am Mittwoch dem Tagesspiegel.
Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) hatte sich am Dienstag mit Latzel getroffen und danach auch eine eigene Entschuldigung veröffentlicht. Sie richtete sich an alle Andersgläubigen, die durch Latzel „diskriminiert und in ihren religiösen Gefühlen und Wertvorstellungen oder liturgischen Traditionen beleidigt wurden“. Weil aber in den einzelnen Gemeinden der BEK Glaubensfreiheit herrscht, kann die Kirchenleitung kein „Lehrzuchtverfahren“ gegen den Pastor einleiten.
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