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Ann Romney bemühte sich bei ihrem gefühlsbetonten Auftritt, die Sympathien der Wähler für ihren als hölzern und abgehoben wahrgenommenen Ehemann zu wecken.
© dapd

US-Republikaner: Parteitag kürt Romney zum Präsidentschaftskandidaten - unter Buh-Rufen

Eine überwältigende Mehrheit der Delegierten stellte sich am Dienstag in Tampa in Florida hinter den Multimillionär. Romneys Frau Ann pries ihren Mann in einer umjubelten Rede als vertrauenswürdigen Politiker und Familienvater. Überschattet wurde die Romney-Show von Protesten im Plenum.

Der Parteitag der US-Republikaner hat Mitt Romney zum Herausforderer von Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl im November gekürt. "Dieser Mann wird nicht scheitern. Dieser Mann wird Euch nicht im Stich lassen“, sagte Ann Romney. „Ihr könnt Mitt vertrauen.“ Die 63-Jährige bemühte sich bei ihrem gefühlsbetonten Auftritt, die Sympathien der Wähler für ihren als hölzern und abgehoben wahrgenommenen Ehemann zu wecken, am Ende gab ihr der frisch gewählte Kandidat auf der Bühne einen Kuss. „Heute Abend möchte ich mit Euch über Liebe reden“, sagte sie, bevor sie über das Kennenlernen des Paares sprach und Einblicke in das Ehe- und Familienleben der Romneys gewährte.

Nach der Rede kam Romney zu seiner Frau und führte sie von der Bühne, ergriff aber nicht das Wort. Der frühere Finanzinvestor und Ex-Gouverneur wird am Donnerstag zum Abschluss des Parteitags eine Rede halten, in der er die Nominierung offiziell annimmt. Auf dieses Ziel hat der 65-jährige Romney lange hingearbeitet: Seit 2007 kämpfte er um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, vor vier Jahren scheiterte er noch an John McCain.

Nach einer Verschiebung wegen des Hurrikans „Isaac“ um 24 Stunden waren die Republikaner erst am Dienstag in ihren Parteitag gestartet. Der Reihe nach verkündeten Vertreter aus allen 50 Bundesstaaten, der Hauptstadt Washington und fünf Überseegebieten die Entscheidung der Delegierten, am Ende erhielt Romney 2061 der 2286 Stimmen. Über den Ausgang der Abstimmung hatten keine Zweifel bestanden, weil Romney als klarer Sieger aus den von Januar bis Juni abgehaltenen Vorwahlen hervorgegangen war.

Video: Der rätselhafte Mister Romney

Bei dem Parteitag wurden auch innerparteiliche Konflikte sichtbar. Es kam zu turbulenten Szenen und offenen Protesten. Anhänger des radikalliberalen Ron Paul reagierten mit wütenden Buh-Rufen auf eine Änderung der Parteitagsstatuten, von der sie sich benachteiligt fühlen. Der texanische Kongressabgeordnete Ron Paul hatte trotz seiner aussichtslosen Position in den Vorwahlen bis zuletzt an seiner Bewerbung festgehalten. Paul versammelt mit seiner Vision eines Minimal-Staates eine treue Anhängerschaft hinter sich, bei der Abstimmung erhielt er die Unterstützung von 190 Delegierten.

Romney und das Parteiestablishment hatten im Vorfeld der „Convention“ aber verhindert, dass Delegiertenstimmen für Paul offiziell gewertet werden. Dieses Vorgehen hatte für Protest unter Pauls Anhängern gesorgt, auf dem Parteitag meldeten sie sich mit lauten Buh-Rufen zu Wort.

Der Parteitag bestimmte außerdem den Kongressabgeordneten Paul Ryan als Romneys Vizekandidaten. Die Delegierten sprachen sich per Akklamation für den 42-jährigen Nachwuchsstar der republikanischen Partei aus. Romney hatte den Abgeordneten aus Wisconsin am 11. August als seinen „running mate“ vorgestellt.

Im Video: Romney ist offiziell nominiert

Ein Aufgebot an hochkarätigen Rednern ging am ersten Abend des Parteitages mit Obama hart ins Gericht. „Seine Bilanz ist ein Schatten seiner Rhetorik“, sagte der Chef des Repräsentantenhauses, John Boehner. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, erklärte, es sei an der Zeit, „diese Ära fehlender Führung“ zu beenden und „echte Führer in das Weiße Haus“ zu schicken. Der unterlegene Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum empfahl derweil seinen Vorwahl-Rivalen Romney als „Wahl für Leben und Freiheit, nicht Abhängigkeit“.

In dem Wahlprogramm betonen die Republikaner ihre Überzeugung, dass „unser Land einen einzigartigen Platz und eine einzigartige Rolle in der menschlichen Geschichte hat“. Die USA seien für „Frieden durch Stärke“. (dpa/AFP)

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