Baldiger Rücktritt?: Papst Franziskus rechnet mit nur kurzem Pontifikat
Papst Franziskus erwartet eine nur kurze Amtszeit. Zuletzt hatte er über seinen Tod spekuliert. Aber auch einen Rücktritt nach Vorbild seines Vorgängers Benedikt XVI. schließt der Argentinier nicht aus.
Papst Franziskus geht davon aus, dass seine Amtszeit nur einige Jahre dauern wird. „Ich habe das Gefühl, dass mein Pontifikat kurz sein wird. Vier oder fünf Jahre“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in einem Interview des mexikanischen Fernsehsenders Televisa. „Ich weiß nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass der Herr mich für eine kurze Sache eingesetzt hat. Es ist aber nur ein Gefühl. Mir stehen also alle Möglichkeiten offen.“ Radio Vatikan veröffentlichte das gesamte Gespräch vorab am Freitag, anlässlich des zweiten Jahrestags von Franziskus' Pontifikat. Im Sender Televisa war der erste Teil am Donnerstagabend (Ortszeit) ausgestrahlt worden, der zweite Teil sollte am Freitag folgen.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus über seinen Tod spekuliert. „In zwei oder drei kehre ich in das Haus des Herrn zurück“, sagte er auf einem Flug von Südkorea zu Journalisten.
Papst Franziskus schloss auch einen Rücktritt nach dem Vorbild seines Vorgängers Papst Benedikt XVI. nicht aus. „Ich glaube, Benedikt hat mit viel Mut eine Tür für emeritierte Päpste geöffnet“, sagte der 78-Jährige. „Man sollte Benedikt nicht als Ausnahme sehen.“ Als erster Papst in der Neuzeit war Benedikt XVI. 2013 im Alter von 85 Jahren von seinem Amt zurückgetreten.
Das Kirchenoberhaupt äußerte sich auch zu Vatikan und Kurie. „Ich glaube, es ist der letzte (Adels-)Hof Europas. Die anderen haben sich demokratisiert, selbst die traditionellsten“, sagte der Argentinier. „Das muss sich ändern. Wir müssen eine Arbeitsgruppe sein, im Dienste der Kirche. Im Dienste der Bischöfe. Das verlangt natürlich eine persönliche Veränderung.“ Obwohl er als Kirchenoberhaupt viel unterwegs ist, möge er das Reisen nicht, sagte Papst Franziskus im Gespräch mit der Journalistin Valentina Alazraki. „Ich hänge sehr an meinem Umfeld, es ist eine Neurose. Das ganze Reisen gefällt mir nicht.“ Anfangs habe ihm Rom nicht gefallen, aber jetzt fühle es sich dort wohl. „Hier gibt es gute Leute.“
Papst Franziskus ruft Heiliges Jahr aus
Papst Franziskus hat ein neues Heiliges Jahr angekündigt. Das sogenannte „Jubiläum der Barmherzigkeit“ soll vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 dauern, wie der Papst am Freitag während eines Bußgottesdienstes im Petersdom mitteilte. Er wünsche sich, dass das Heilige Jahr eine „neue Etappe auf dem Weg der Kirche“ sei, das Evangelium der Barmherzigkeit allen Menschen zu bringen, sagte er in seiner Predigt. Das letzte Heilige Jahr hatte Johannes Paul II. im Jahr 2000 ausgerufen. Damals waren insgesamt rund 25 Millionen Pilger und Touristen nach Rom gekommen.
Während eines Heiligen Jahres sind Katholiken aufgerufen, nach Rom zu pilgern und in den dortigen Hauptkirchen Gottesdienst zu feiern und zu beten. Ziel ist eine Stärkung des Glaubens. Das Jahr ist traditionell mit einem besonderen vollkommenen Ablass verbunden. Es beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms durch den Papst. Turnusgemäß sind Heilige Jahre alle 25 Jahre vorgesehen. Das bevorstehende „Jubiläum der Barmherzigkeit“ ist damit ein außerordentliches Heiliges Jahr. Mit seiner Organisation ist der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung betraut. Das Heilige Jahr sei auch eine „Einladung, das mit dem Konzil begonnene Werk fortzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung des Vatikan. Genau 50 Jahre vor dem geplanten Beginn des Jahres, am 8. Dezember 1965, war das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu Ende gegangen, das grundlegende Reformen in der katholischen Kirche angestoßen hatte. Er habe oft überlegt, wie die Kirche „ihre Mission, Zeuge der Barmherzigkeit zu sein, noch überzeugender erfüllen kann“, so Franziskus weiter. Am Anfang müsse eine „spirituelle Umkehr“ stehen. Hierzu solle das Heilige Jahr dienen.
Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifaz VIII. ausgerufen. Seit 1450 wird es alle 25 Jahre begangen. Der katholische Brauch leitet sich vom jüdischen Jubeljahr her, das nach biblischem Zeugnis alle 50 Jahre begangen wurde. In diesem Jahr sollten Schulden erlassen und Sklaven auf freien Fuß gesetzt werden. Die offizielle Ausrufung des Heiligen Jahres soll am 12. April stattfinden, den die katholische Kirche als Barmherzigkeitssonntag begeht. Der Papst wird dann vor der Heiligen Pforte des Petersdoms eine Bulle feierlich verlesen.
Am Eröffnungstag des Heiligen Jahres begeht die katholische Kirche zudem das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens. Das Ende des Jahres fällt am 20. November mit dem Christkönigsfest zusammen, dem letzten Sonntag im liturgischen Jahr der katholischen Kirche. (dpa/KNA)