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Im Panikmodus: Händler an der Wall Street.
© REUTERS

Warnung für die Weltkonjunktur: Ökonomische Folgen des Coronavirus wohl deutlich stärker

Die BIZ, die Denkschmiede der Notenbanken, erwartet keine rasche Erholung der Weltwirtschaft. Privatbanken sind zum Teil allerdings optimistischer.

Die Coronavirus-Epidemie wird nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die Weltkonjunktur viel stärker ausbremsen als ursprünglich gedacht. Die Erwartung, dass auf den Einbruch eine rasche Erholung folgen werde, "erscheint nun extrem unrealistisch", erklärte Claudio Borio, Leiter der Wirtschafts- und Währungsabteilung der BIZ, nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag anlässlich der Vorlage des aktuellen Quartalsberichts.

"Die Unsicherheit herrscht jetzt weltweit." Die Nachrichten über das Virus und die Schritte der Behörden würden weiter die Kursentwicklung an den Finanzmärkten bestimmen, ergänzte Borio laut Reuters.

Die in Basel ansässige BIZ gilt als Zentralbank der Notenbanken und ist eine wichtige Denkschmiede für die internationale Geldpolitik.

In China, wo das Coronavirus zuerst ausgebrochen war, hat die Epidemie die Wirtschaft bereits schwer getroffen. Jüngsten Daten zufolge brach die Industrie des Landes zuletzt so stark ein wie noch nie. Und auch weltweit bekommen immer mehr Firmen die Folgen zu spüren, da unterbrochene Lieferketten zu Produktionsausfällen führen.

Noch vor Wochen hatten Investoren an den Börsen auf eine rasche Eindämmung des Virus gesetzt, und es wurden neue Höchststände erreicht. Inzwischen ist dort die Stimmung aber komplett umgeschlagen.

Keine Schwächen im Finanzsystem

Trotz aller Börsenturbulenzen und Ängste hat sich Borio zufolge aber bislang die Kreditversorgung insgesamt als widerstandsfähig gezeigt. Dies sei auch den schärferen Bankenvorschriften zu verdanken, die seit der Finanzkrise 2008 eingeführt wurden. "Die regulatorischen Reformen nach der Krise, die das Ziel hatten, die Finanzinstitutionen zu stärken, tragen Früchte", sagte Borio.

Der Dow Jones stürzt ab. Schautafel an der Wall Street.
Der Dow Jones stürzt ab. Schautafel an der Wall Street.
© REUTERS

Der Quartalsbericht der BIZ - lesen Sie hier das Original - weist darauf hin, dass die Aktien- und Kreditmärkte beim jetzigen Coronavirus deutlich negativer reagierten als beim Sars-Ausbruch im Jahr 2003.

Die Frage, welche Auswirkungen das Coronavirus auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte haben wird, beschäftigt auch die großen Privatbanken. Die Investment-Abteilung der schweizerischen UBS sieht derzeit keine Schwächen im Finanzsystem. Solange die Kreditvergabe der Banken locker sei, sei der US-Aktienmarkt in vergleichbaren Lagen historisch innerhalb von sechs Monaten wieder zu alter Stärke zurückgekehrt, heißt es in einem veröffentlichten Papier vom Freitag.

Wie werden die Notenbanken reagieren?

Die UBS rechnet allerdings damit, dass der Verkaufsdruck der Aktienmärkte anhalten wird.

Ob die Kreditvergabe der Banken locker bleibt, hängt vor allem von den Notenbanken ab. Während Beobachter es für sehr wahrscheinlich halten, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Zinsen im März senken könnte, ist das bei der Europäischen Zentralbank (EZB) weniger wahrscheinlich. Darauf weist die Pictet Vermögensverwaltung hin.

Eine Zinssenkung sei bei einer Epidemie wenig hilfreich, heißt es in einem Papier. Pictet erwarte daher keine Zinssenkung der EZB im März.

Wenn Kurse sinken, steigt die Dividendenrendite

Ein interessanter Aspekt ist die steigende Dividendenrendite, wenn Anleger bei gefallenen Kursen Aktien oder Fonds auf Aktienindizes kaufen.

Die Dividendenrendite des S&P 500, das ist der Index der 500 größten US-Aktien, war am Freitag beim Ausverkauf an den Aktienmärkten auf 1,97 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen war im Gegenzug am Freitag auf spektakuläre 1,15 Prozent gesunken, weil viele Anleger in sichere Staatspapiere flüchteten. (mit Reuters)

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