Unruhe in Israel: Obama, der Zauderer
Die Entscheidung von US-Präsident Obama, den Kongress über einen Militäreinsatz in Syrien entscheiden zu lassen, hat in Israel Unruhe ausgelöst - wegen der Bedrohung durch Iran.
Israel ist über die Auswirkungen der Verschiebung oder eventuellen Annullierung des amerikanischen Militärschlages gegen Syrien beunruhigt. Die erste Reaktion Israels auf die überraschende Kehrtwende Obamas war militärisch. Die akute Kriegsgefahr ist vorüber, weshalb man sofort einige der in den letzten Tagen zuvor im Landesnorden gegenüber Syrien und dem Libanon aufgestellten zusätzlichen Raketenabwehrsysteme wieder abgezogen und rund um den Gazastreifen stationiert hat.
Was die Regierung und die Medien in Israel vom US-Präsidenten halten, lassen sie den syrischen Erzfeind Assad laut aussprechen und räumen ihm dafür Schlagzeilen ein: „Obama ein schwacher Führer“, so die größte Bezahlzeitung „Yedioth Ahronoth“. Und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat schon vor der Verschiebung der US-Strafaktion gegen Assad und erst recht danach festgestellt: „Keine fremde Macht muss für uns kämpfen. Wir verlassen uns nur auf uns allein.“ Gemeint haben er und andere damit nicht den Schlag gegen Syrien, sondern die Auswirkungen der Politik Obamas auf die iranische Atomaufrüstung und die davon ausgehende Bedrohung Israels. Das Weiße Haus habe sich in ein zusammenstürzendes „Kartenhaus“ verwandelt. An Obamas Zusicherung, er werde „unter keinen Umständen“ eine Atommacht Iran zulassen, werden Zweifel laut. Vor allem die Nationalisten in Regierung und Koalition haben es schon immer gewusst: Obama ist schwach, weshalb wir uns nicht auf ihn verlassen können. Als ihr Chor immer lauter wurde, nahm Staatspräsident Schimon Peres seinen US-Amtskollegen in Schutz: „Ich habe volles Vertrauen in Obama“, er werde in Bezug auf den Iran sein Wort halten, dass „alle Optionen offen“ seien – also notfalls auch ein Militärschlag.