USA: Obama auf den Spuren von Lincoln
Die USA haben den 200. Geburtstag des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln gefeiert und Amerika hat seinen ersten schwarzen Präsidenten, als Krönung der Emanzipation. Obama und seine Imageberater arbeiten daran, dass Lincolns Glanz auf den aktuellen US-Präsidenten abstrahlt.
Da schließen sich gleich zwei Kreise. Am Donnerstagabend reiste Barack Obama nach Springfield, Illinois, um einen großen Vorgänger zum 200. Geburtstag zu ehren. Abraham Lincoln beendete vor rund 150 Jahren die Sklaverei in den USA; das war der erste Schritt auf dem langen Weg der Afroamerikaner zur vollen Gleichberechtigung. Nun hat Amerika seinen ersten schwarzen Präsidenten, als Krönung der Emanzipation. Über Wochen feiert Amerika den Mann, der der Nation die Freiheit in Einheit schenkte. Die Befreiung der Sklaven stürzte die USA in den Bürgerkrieg; Lincoln hinderte die Südstaaten gewaltsam daran, sich von der Union loszusagen. Obama und seine Imageberater arbeiten kräftig daran, dass Lincolns Glanz auch auf den aktuellen Herrn im Weißen Haus abstrahlt.
Fast auf den Tag vor zwei Jahren war Barack Obama schon einmal nach Springfield gepilgert. An einem sonnigen, aber bitterkalten Wintertag erklärte er dort seine Kandidatur für das Präsidentenamt. Schon damals griff er nach Lincolns Erbe. Doch die Ortswahl hatte einen weiteren Grund. Obama war damals, im Februar 2007, erst zwei Jahre auf der nationalen Bühne. Viele zweifelten, ob er die nötige Erfahrung für das Weiße Haus mitbringe. Doch in Springfield, der Hauptstadt von Illinois, saß er acht Jahre lang als regionaler Senator im Landtag, ehe er 2004 Senator in Washington wurde. Er habe weit mehr politische Erfahrung, als die meisten Amerikaner wissen – das war der zweite Teil der Botschaft.
Wie Obama war Lincoln mehrere Jahre lang Landespolitiker in Illinois. Wegen seines langen Wirkens in Springfield trägt das Städtchen etwa 300 Kilometer südlich von Chicago den stolzen Namenszusatz „Lincoln Town“. Auch sonst bietet der Lebensweg des 16. Präsidenten Anknüpfungspunkte, um biografische Parallelen zu reklamieren. Lincoln kam aus der Unterschicht, die Eltern waren Farmer ohne höhere Bildung. Er wurde am 12. Februar 1809 in einer Blockhütte auf dem Gebiet des heutigen Kentucky geboren; damit war er der erste Präsident, der nicht aus einem der 13 Gründungsstaaten der USA stammte. Lincoln schlug sich als Holzfäller und Anwalt durchs Leben, ehe er 1846 mit 37 Jahren in die Politik wechselte. Obama ist der Sohn eines schwarzen Gaststudenten aus Kenia und einer weißen Mutter aus einfachen Verhältnissen in Kansas. Er wurde in Hawaii geboren und damit außerhalb des amerikanischen Festlands. Auch er war vor seiner politischen Karriere Anwalt.
Jetzt, mitten im wirtschaftlichen Niedergang, bedient sich Obama beim Vorbild des Krisenmanagers und Staatsmannes Lincoln. Hätte Lincoln die Sezession der Südstaaten zugelassen, wären die USA nicht zur Weltmacht aufgestiegen. Heute muss Obama die ökonomische Basis dieses Status retten. Lincoln band politische Widersacher in sein Kabinett ein; eine berühmte Biografie über ihn trägt den Titel „Team of Rivals“. So wurde auch Obamas Regierung tituliert, als er Hillary Clinton zur Außenministerin machte und drei Republikaner aufnahm.
Allerdings musste Obama ausgerechnet am Donnerstag einen weiteren personalpolitischen Rückschlag hinnehmen: Einer der drei nominierten Republikaner, der für das Amt des US-Handelsministers vorgesehene Senator Judd Gregg, zog seine Bewerbung überraschend zurück. Zur Begründung nannte Gregg „unauflösbare Konflikte“ zwischen seiner Haltung und der Politik Obamas.