Einrichtungsberatung im Internet: Nur ein Klick zum neuen Stil
Durchgangszimmer, schmales Bad, wenig Tageslicht. Wie richtet man eine Problemwohnung ein? Start-ups bieten verschiedene günstige Design-Packages an.
Wo soll das Sofa stehen, und an welcher Wand wird das Bücherregal befestigt? Passt eine Essecke ins Durchgangszimmer? Fragen wie diese kann Juliane Röthing beantworten. Im Herbst 2014 gründete sie das Berliner Start-up Indecorate. Zusammen mit einem Pool an Interior Designern bietet sie Einrichtungsberatungen in vielen deutschen Städten an. Anstatt wie viele Innenarchitekten ihren Einsatz nach der Honorarordnung für Architekten, Innenarchitekten und Ingenieure (HOAI) zu berechnen, gliedert sich das Angebot in verschiedene Pakete, die die Kunden buchen können: Beim „One Room Styling“ ist der Berater zwei Stunden vor Ort, beziehungsweise per Video zugeschaltet und widmet sich einem bis zu 30 Quadratmeter großen Zimmer. Dafür gibt er Einrichtungstipps, schlägt Farben vor und stellt auf Wunsch eine Einkaufsliste zusammen mit Produkten aus dem Indecorate-Marken-Netzwerk.
Etwas umfassender ist das „Small Room Make-over“ für Zimmer bis 25 Quadratmeter, bei dem der Berater mehr in die Tiefe geht und für den Kunden eine digitale Bildercollage mit verschiedenen Möbelvorschlägen und einen ausgearbeiteten Grundriss erstellt. Das gleiche gilt auch für das „Big Room Make-over“ für Räume bis 50 Quadratmeter. Preislich liegen die Pakete zwischen 269 und 729 Euro.
Das Gesamtbild muss stimmen
Wer der gesamten Wohnung einen neuen Look geben will, kann die Pakete auch kombinieren. Die Beratungen werden nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Geschäftskunden in Anspruch genommen, zum Beispiel Bürogemeinschaften oder Arztpraxen.
Auch wenn die Beratung Raum für Raum durchgeführt wird, haben Juliane Röthing und ihre Mitstreiter auch das Gesamtbild des Zuhauses im Blick. Der „Flow“ der Wohnung oder des Büros muss stimmen. So bringt es wenig, ein Zimmer rot und das andere grün zu streichen, die Farben und Räume sollten aufeinander abgestimmt sein und miteinander in Verbindung stehen. Demnächst möchte Indecorate einen Onlinekurs anbieten, in dem sich Interessierte selbst Einrichtungswissen aneignen können.
Homepolish.com war Vorreiter
Generell haben es Innenarchitekten bei privaten Projekten in Deutschland schwerer als zum Beispiel in den USA. Von dort kommt die Idee, Interiorberatung online und zum Paketpreis anzubieten. Das Unternehmen Homepolish mit dem markenrechtlich geschützten Claim „Making the World a better Space“ gilt als Vorreiter für diesen Trend. Dem Magazin „Forbes“ zufolge war Gründer Will Nathan 2012 auf der Suche nach einem Innenarchitekten für seine Wohnung in Chelsea, als er Noa Santos, ein Interior Designer mit Stanford-Abschluss und eigenem Shop kennenlernte.
Gemeinsam beschlossen sie, das Geschäftsmodell ins Internet zu bringen. Inzwischen bedienen sie fast alle Großstädte in den USA. Kunden können sich auf Homepolish.com durch Projekte klicken und sich inspirieren lassen. Auf diese Weise finden sie den Innenarchitekten, der zu ihnen passt. Nach einer einstündigen Beratung vor Ort oder per Videochat kann eine gründliche Beratung folgen, ebenfalls buchbar zu Paketpreisen. Das umfangreiche „Design Package“ geht mit Rabatten bei großen Möbelhändlern einher.
Inzwischen hat Homepolish im englischsprachigen Raum bereits große Konkurrenz bekommen. Websites wie Decorist, Laurel and Wolf oder Modsy verzichten komplett auf den persönlichen Kontakt und beraten ausschließlich online oder auf Wunsch am Telefon. Teilweise geben sie die Antworten auf schlichte Fragen wie „Soll ich dieses Sofa kaufen?“ sogar gratis.
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