Politbarometer: Nur AfD-Wähler wollen Seehofer mehrheitlich als Minister
Horst Seehofer ist nach dem Streit um die Flüchtlingspolitik in der Wählergunst abgestürzt: Sogar 51 Prozent der Unions-Anhänger sind für seinen Rücktritt.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verliert wegen seines Verhaltens im Streit um die Flüchtlingspolitik einer Umfrage zufolge in der Bevölkerung massiv an Rückhalt. Dem aktuellen Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel zufolge sind derzeit nur noch die AfD-Anhänger mehrheitlich dafür, dass der CSU-Chef weiter Bundesinnenminister bleiben sollte.
Insgesamt begrüßen es der am Freitag veröffentlichten Umfrage zufolge nur 37 Prozent der Befragten, wenn Seehofer im Amt bliebe. 57 Prozent finden dies schlecht. Auch die Mehrheit der CDU/CSU-Anhänger ist für einen Rücktritt des CSU-Politikers (51 Prozent). Rückhalt hat er nur bei den AfD-Anhängern,. Von ihnen würden es 68 Prozent begrüßen, wenn Seehofer im Amt bliebe.
Parallel dazu stürzten die CSU-Politiker Seehofer und Markus Söder in den Sympathiewerten ab. Seehofer wird nun in der bundesweiten Erhebung mit minus 1,2 beurteilt - in der zweiten Juni-Hälfte waren dies noch minus 0,3 auf einer Skala von Plus fünf bis minus fünf. Bayerns Ministerpräsident Söder rutschte auf einen Wert von minus 0,9 ab (Juni: minus 0,5). Der CSU-Politiker hatte in einer nur in Bayern erhobenen GMS-Umfrage allerdings bessere Werte als zuvor erhalten.
Beliebtester Politiker ist nun SPD-Vize Scholz
Beliebtester Politiker ist dem Politbarometer zufolge nun Finanzminister und SPD-Vize Olaf Scholz. Danach folgen in der Liste der zehn Top-Politiker Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel und der Grünen-Politiker Cem Özdemir. Dass die Kanzlerin im Amt bleiben soll, finden 50 Prozent richtig - 47 Prozent sind dagegen. Die Unionsanhänger stehen zu 75 Prozent hinter ihr. Hier fordern 23 Prozent einen Abtritt Merkels.
Außenminister Heiko Maas (SPD) verbuchte klare Einbußen, sein Wert sank auf 0,5 (zuvor 0,8). Danach folgen Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht mit 0,3 (zuvor 0,4), SPD-Chefin Andrea Nahles mit 0,2 (zuvor 0,1), der FDP-Vorsitzende Christian Lindner mit 0,1 (zuvor 0,3) und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit unverändert 0,1.
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Bei der Frage, wer gewählt würde, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, klettert die AfD auf einen neuen Höchstwert. Die rechtspopulistische Partei erreicht 15 Prozent (plus eins). In Führung liegt weiter die Union mit 31 Prozent (minus eins). Die SPD mit 18 und die Grünen mit 14 Prozent sind unverändert. Die FDP verliert zwei Punkte auf sieben Prozent. Auch in anderen Umfragen hatte die AfD seit dem CDU-CSU-Streit über die Asylpolitik an Zustimmung gewonnen.
Nur neun Prozent sehen in Trump verlässlichen Partner
Eine klare Meinung haben die Bundesbürger zum US-Präsidenten: Nicht einmal jeder zehnte Deutsche hält die USA unter Donald Trump für einen verlässlichen Partner für die Sicherheit Europas. Im Politbarometer sind nur neun Prozent der Befragten dieser Ansicht, 89 Prozent sehen das nicht so. Die restlichen zwei Prozent antworteten mit „weiß nicht“.
Mit Blick auf die von Trump beim Nato-Gipfel in Brüssel geforderte Erhöhung der Verteidigungsausgaben sind die Befragten geteilter Meinung. 45 Prozent sprechen sich in der am Freitag veröffentlichen Umfrage dafür aus, dass Deutschland die Verteidigungsausgaben bis 2024 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöht - 49 Prozent sind dagegen. Streit unter den Nato-Partnern gibt es um das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel vor allem deswegen, weil es von den Bündnispartnern unterschiedlich interpretiert wird.
Die Forschungsgruppe Wahlen befragte vom 9. bis 12. Juli insgesamt 1340 Wahlberechtigte.