Krawalle in Ferguson: Notstand – schon wieder
Die US-Behörden wollen nach den Unruhen in Ferguson die Ordnung wiederherstellen. Seit Montag ist der Ausnahmezustand ausgerufen. Trotzdem kommt die Kleinstadt nicht zur Ruhe.
Nach den chaotischen Szenen der letzten Tage, den Krawallen und Schusswechseln haben die Behörden in Ferguson den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Anordnung gilt seit Montag für den gesamten Bezirk St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Trotzdem kommt die Kleinstadt nicht zur Ruhe.
Die Erklärung ermächtigt die Bezirksbehörde unter Jon Belmar, sämtliche Polizeieinsätze in und um Ferguson zu überwachen. Belmar werde alles Notwendige tun, „um die Ordnung aufrechtzuhalten, Verbrechen zu verhindern und das Leben und Eigentum der Bürger zu schützen“, heißt es in einer Meldung der Polizei. Um die Gewalt auf der Straße zu kontrollieren, sind auch Polizeieinheiten aus umliegenden Städten gerufen worden.
Notstand wegen Schusswechsel
Und dennoch: In der Nacht zu Dienstag gab es wieder Zusammenstöße zwischen der Polizei und Demonstranten. Rund 200 Menschen gingen auf die Straße. Einige warfen Steine, andere Flaschen auf Beamte. Die Polizisten setzten Pfefferspray ein und versuchten mit Schutzschilden, die Menge auseinander zu drängen. 23 Demonstranten sind nach Angaben der Polizei festgenommen worden. Am frühen Morgen war es wieder weitgehend ruhig in der Stadt.
Auslöser des Notstandes war, dass ein Mann in der Nacht zu Montag bei einem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt worden war. Zahlreiche Menschen hatten am Wochenende Michael Brown gedacht; einem schwarzen Jugendlichen, der ein Jahr zuvor von einem Polizisten erschossen worden war. Mit dem Fall begann eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.
Justizministerin verurteilt die Gewalt
Nach zunächst friedlichen Protesten hatte der Mann am Sonntag das Feuer auf vier Zivilpolizisten eröffnet. Die Beamten schossen zurück und verletzten den Schützen schwer. Er liegt im Krankenhaus, sein Zustand ist nach wie vor kritisch. Nach US-amerikanischen Medienberichten soll der 18-Jährige ein Freund des getöteten Brown gewesen sein.
Am Montag wurden bei einer Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude von St. Louis 60 Menschen festgenommen. Darunter auch bekannte Bürgerrechtler. Am Abend wurden weitere 60 Personen verhaftet, die eine Landstraße blockierten. Ein Aktivist sagte: „Es ist, als sei wieder August 2014.“
US-Justizministerin Loretta Lynch verurteilte die Gewalt in Ferguson. Derartige Vorfälle „verdunkeln jede Botschaft des friedlichen Protests“, sagte sie am Montag. Einige Demonstranten sagten US-Medien, dass die Aggressivität von jungen Männern ausgehe, die nicht wegen Michael Brown protestieren würden. Der Ärger jener Gruppen hätte ihrer Meinung nach ganz andere Gründe. (mit dpa/Reuters)