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Ein Nachrichtensender in Südkorea berichtet über den Raketentest im Norden.
© Lee Jin-Man/AP/dpa

Südkorea und Japan alarmiert: Nordkorea feuert zwei Kurzstreckenraketen ab

Nordkoreas Machthaber Kim lässt die Waffentests fortsetzen. Erstmals wurden seit Amtsantritt von US-Präsident Biden wieder ballistische Raketen abgefeuert.

Wenige Tage nach dem Test mutmaßlicher Marschflugkörper hat Nordkorea erstmals seit Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden auch wieder ballistische Raketen abgefeuert. UN-Resolutionen verbieten dem Land die Erprobung solcher Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können.

Zwei Kurzstreckenraketen seien am Donnerstagmorgen (Ortszeit) im Abstand von knapp 20 Minuten im Kreis Hamju im Osten Nordkoreas gestartet worden und 450 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit. Sie hätten eine Höhe von 60 Kilometern erreicht. Die Streitkräfte beobachteten sorgfältig die Lage für den Fall weiterer Raketentests.

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Das Ständige Komittee des Nationalen Sicherheitsrat in Südkorea äußerte nach einer Dringlichkeitssitzung „tiefe Besorgnis“ über den jüngsten Test des Nachbarlandes. In Tokio kündigte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga einen „ernsten Protest“ gegen Nordkoreas Verhalten an. „Der Start bedroht den Frieden und die Stabilität unseres Landes und der Region, das war eine klarer Verstoß gegen Resolution den UN-Sicherheitsrats“, sagte Suga vor Journalisten. Der japanischen Regierung zufolge feuerte Nordkorea zwei ballistische Raketen an seiner Ostküste ab. Sie seien außerhalb des japanischen Gewässers ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt.

Die jüngsten Raketentests der selbst erklärten Atommacht Nordkorea gelten als eine Herausforderung für den neuen US-Präsidenten Biden. Nach Einschätzung von Beobachtern versucht Pjöngjang, den Druck auf die USA zu erhöhen, denen es eine feindselige Politik vorwirft.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (links) in der Hauptstadt Pjöngjang.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (links) in der Hauptstadt Pjöngjang.
© KCNA/dpa

Die US-Regierung bereitet derzeit eine neue Nordkorea-Politik vor. Die entsprechende Überprüfung ist nach Angaben von Regierungsbeamten fast abgeschlossen. US-Außenminister Antony Blinken hatte bei einem Besuch in Seoul in der vergangenen Woche betont, es lägen verschieden Optionen auf dem Tisch. Dies schließe diplomatische Anreize ein, aber auch Maßnahmen, um mehr Druck auf Pjöngjang auszuüben.

Nordkorea hatte Südkorea zufolge am vergangenen Sonntag zwei mutmaßliche Marschflugkörper von kurzer Reichweite an der Westküste abgefeuert. Auch die USA bestätigten den Test, doch relativierte Biden dessen Bedeutung. Tests von Lenkflugkörpern unterliegen nicht den Sanktionen gegen das abgeschottete Land. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb. Bei einer niedrigen Flughöhe von unter hundert Metern sind sie vom gegnerischen Radar nur schwer zu orten.

Nordkorea treibt sein Raketenprogramm seit vielen Jahren voran. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung von ballistischen Raketen einschließlich Langstreckenraketen, die die USA erreichen könnten. Daneben entwickelt das isolierte Land weitere Waffensysteme, darunter auch Lenkwaffen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte die USA kürzlich als „größten Feind“ des Landes bezeichnet. Die USA haben 28.500 Soldaten in Südkorea stationiert und auch eine bedeutsame Militärpräsenz in Japan.

Kim hatte in den vergangenen Jahren auf eine Annäherung an Bidens Vorgänger Donald Trump gesetzt, um eine Aufhebung von Sanktionen zu erreichen, die wegen des nordkoreanischen Atomprogramms verhängt worden waren. Beide Staatenlenker trafen sich drei Mal persönlich. Das letzte Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim im Februar 2019 in Hanoi scheiterte jedoch. Seitdem liegen die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang über einen Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms auf Eis. Auch die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea verschärften sich wieder. (dpa, AFP)

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