Atomstreit mit USA: Nordkorea droht mit Angriff auf Insel Guam im Pazifik
Erstmals deutet US-Präsident Trump militärische Gewalt gegen Nordkorea an. Machthaber Kim Jong Un reagiert prompt.
Der Streit um das Atomprogramm Nordkoreas eskaliert dramatisch: Mit „Feuer und Zorn“ werde er antworten, falls es Nordkorea wagen sollte, weiter Drohungen gegen die Vereinigten Staaten auszustoßen, sagte US-Präsident Donald Trump am Dienstag. In der Konfrontation mit dem Regime von Kim Jong Un in Pjöngjang deutete Trump damit erstmals den Einsatz militärischer Gewalt und möglicherweise sogar von Atomwaffen an.
Kim reagierte mit öffentlichen Überlegungen über einen Raketenangriff auf die US-Insel Guam im Pazifik. Dass Trump die nach Meinung einiger Beobachter gefährlichste weltpolitische Situation seit der Kubakrise von 1962 anfacht, stößt in Washington auf breite Kritik.
Der Atomstreit mit Nordkorea ist die bisher größte sicherheitspolitische Herausforderung für Trump seit seinem Amtsantritt von einem halben Jahr. Im April bewies der US-Präsident mit einem Raketenangriff auf eine Luftwaffenbasis in Syrien, dass er zum Einsatz militärischer Gewalt bereit ist.
In der Korea-Krise sind die Risiken wegen der atomaren Bewaffnung des asiatischen Landes jedoch weitaus höher. Kritiker Trumps in den USA sorgen sich, dass der für seine Sprunghaftigkeit bekannte 71-jährige Immobilienunternehmer möglicherweise nicht das nötige Format für die Bewältigung der Krise hat.
Nordkorea provoziert die USA schon seit geraumer Zeit mit Raketentests und der Arbeit an Atomsprengköpfen, die auf Interkontinentalraketen zum Einsatz kommen und damit auch das amerikanische Festland erreichen könnten. Versuche Washingtons, über den nordkoreanischen Partner China auf Staatschef Kim einzuwirken, sind gescheitert. Zuletzt hatte Pjöngjang nach der Verhängung neuer UN-Sanktionen mit Vergeltung gedroht.
Nordkoreas Atomprogramm möglicherweise weiter als angenommen
Medienberichten zufolge ist Nordkorea mit seinem Atomprogramm möglicherweise weiter, als bisher angenommen wurde. Vor wenigen Wochen hatte Nordkorea erstmals eine Rakete getestet, die bis nach Amerika fliegen könnte. Die „Washington Post“ berichtete unter Berufung auf eine Analyse des US-Verteidigungsministeriums, Kims Techniker hätten Atomsprengköpfe für Interkontinentalraketen entwickelt.
Pjöngjang verfügt dem Pentagon zufolge über bis zu 60 Nuklearwaffen. Offen ist, ob Nordkorea auch das Problem gelöst hat, wie Atomsprengköpfe gegen die enorme Hitze beim Wiedereintritt von Interkontinentalraketen in die Erdatmosphäre geschützt werden können.
Trump sagte in seinem Urlaubsdomizil in Bedminster in New Jersey, die Nordkoreaner legten eine sehr drohende Haltung an den Tag. „Sie werden auf Feuer und Zorn treffen und offen gesagt auf eine Macht, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.“ Wenige Stunden später drohte Nordkorea mit dem Angriff auf Guam, wo die US-Streitkräfte mehrere Stützpunkte unterhalten.
Die Insel im Pazifik ist rund 3500 Kilometer von Nordkorea entfernt und liegt damit in Reichweite von Kims Raketen. Eine Reaktion der USA auf die erneute Drohung aus Pjöngjang lag zunächst nicht vor.
Anhänger Trumps argumentieren, die drastische Wortwahl des Präsidenten sei angemessen, weil die bisherigen Warnungen an Kim nicht gefruchtet hätten. Dagegen kritisierten Politiker aus der Opposition und auch aus Trumps republikanischer Partei die Äußerungen des Staatschefs als gefährlich.
Ein Präsident müsse bereit sein, das zu tun, was er ankündige, sagte der republikanische Senator John McCain. Bei Trump sei aber nicht sicher, ob er wirklich handeln werde. Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein kritisierte die „bombastische“ Stellungnahme des Präsidenten, die in der derzeitigen Krise nicht hilfreich sei.
Einige Fachleute spekulieren, dass der eigentliche Adressat von Trumps dramatischer Äußerung nicht Nordkorea, sondern China gewesen sein könnte. Der US-Präsident habe der Regierung in Beijing die unmissverständliche Botschaft senden wollen, dass China mehr unternehmen müsse, um Nordkorea zur Zurückhaltung zu bewegen, sagte der Politologe Joseph Nye Jr der „New York Times“.