Vorsichtige Annäherung: Nord- und Südkorea vereinbaren neue Gespräche
Nach monatelanger Eiszeit machen Süd- und Nordkorea einen Schritt aufeinander zu. Hochrangige Vertreter beider Regierungen einigten sich am Samstag auf neue Gespräche, um die Beziehungen zu verbessern.
Die neuen Konsultationen sollen Ende Oktober oder Anfang November stattfinden. Dies wurde am Samstag bei einem Treffen von Vertretern beider Staaten am Rande der Asien-Spiele im südkoreanischen Inchon
vereinbart. Es waren die bisher hochrangigsten direkten Kontakte zwischen dem kommunistischen Regime in Nordkorea und der südkoreanischen Regierung von Präsidentin Park Geun Hye, die seit Februar 2013 im Amt ist.
An dem Treffen nahm auch der Leiter des politischen Büros der nordkoreanischen Volksarmee, Hwang Pyong So, teil. Hwang gilt als die inoffizielle Nummer zwei hinter Machthaber Kim Jong Un. Nordkorea schickte auch zwei Sekretäre der herrschenden Arbeiterpartei. Aufseiten Südkorea waren unter anderen Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae und der nationale Sicherheitsberater Kim Kwan Jin dabei.
Die Regierung von Südkorea in Seoul erklärte, sie sei erst am Freitag über den hohen Besuch aus dem Norden informiert worden. Offiziell fand er zum Abschluss der Asienspiele statt, bei denen Nordkorea mit elf Goldmedaillen überraschend erfolgreich abgeschnitten hat. Das Fernsehen zeigte Hwang in Uniform, Choe und Kim trugen dagegen dunkle Anzüge. Nach ihrer Ankunft am Flughafen von Incheon wurden die drei nordkoreanischen Politiker direkt zu Gesprächen mit dem südkoreanischen Wiedervereinigungsminister Ryoo gebracht. Der nordkoreanische Führer Kim wurde seit einem Monat nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, was zu Spekulationen über seinen Gesundheitszustand und sogar Gerüchten über einen Putsch führte.
Choe dankte dem Süden für die Gastfreundschaft bei den Asienspielen. Er sagte, er sei "stolz, dass der Sport die Bemühungen zur Wiedervereinigung anführt". Das Gespräch mit Ryoo dauerte eineinhalb Stunden. Anschließend gab es ein Mittagessen unter Teilnahme von Kim Kan Jin, dem Nationalen Sicherheitsberater von Staatspräsidentin Park Geun Hye. Das Wiedervereinigungsministerium äußerte die Hoffnung, dass die Gespräche, den Beziehungen einen positiven Schub geben würden.
Südkorea und Nordkorea befinden sich formal noch immer im Kriegszustand, nachdem nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Die Beziehungen waren zuletzt wieder stark angespannt. Die Regierung in Pjöngjang zeigte sich verärgert über mehrere Militärmanöver Südkoreas mit den USA und führte daraufhin mehrere Raketentests aus, was seinerseits von Seoul und der Staatengemeinschaft scharf verurteilt wurde.
Professor Yang Moo Jin von der Universität für Nordkoreastudien in Seoul sagte, Hwang und Choe seien enge Vertraute von Staatsführer Kim. Ihre Entsendung zu einem Besuch im Süden sei "beispiellos" und solle der Welt offenbar die Bereitschaft des Nordens demonstrieren, die Beziehungen verbessern. Womöglich hätten sie einen Brief von Kim überbracht. Laut dem Wiedervereinigungsministerium sollten die drei Nordkoreaner am Abend an der Abschlusskundgebung der Asienspiele teilnehmen, bevor sie zurück nach Pjöngjang fliegen. dpa/AFP