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Donald Trump nach dem abrupten Ende der Pressekonferenz.
© Oliver Contreras imago images/MediaPunch

Trump in der Coronakrise: „Niemand mag mich“

Der US-Präsident beschwert sich über schlechte Umfragewerte und macht wieder Werbung für Hydroxychloroquin als Corona-Heilmittel.

Während einer Pressekonferenz im Weißen Haus hat US-Präsident Donald Trump seine gesunkenen Zustimmungswerte in der Corona-Krise beklagt. "Niemand mag mich", sagte Trump, der bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in 15 Wochen wiedergewählt werden will. Außerdem beschwerte er sich darüber, dass sein Berater für den Umgang mit der Pandemie, der führende Seuchenexperte Anthony Fauci, populärer sei als er selbst. "Dies muss an meiner Persönlichkeit liegen", sagte der Präsident über sich selbst.

Trump und sein Umfeld hatten in den vergangenen Wochen wiederholt versucht, Fauci in Misskredit zu bringen und seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten gilt als führender Coronavirus-Experte der USA. Mit seinen ungeschminkten Aussagen zog er sich aber den Unmut des Präsidenten zu.

Erst vor einer Woche hatte der Präsident die Bevölkerung erstmals zum Tragen von Atemschutz aufgerufen, nachdem er sich zuvor noch über den Gebrauch von Mund-Nase-Masken mokiert hatte.

Zugleich warb Trump erneut für die Anwendung des Malaria-Mittels Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus: "Ich denke, es kann einen sehr positiven Effekt vor allem in der frühen Phase haben." Er selbst hatte schon im Mai erklärt, Hydroxychloroquin zwei Wochen lang ohne Nebenwirkungen genommen zu haben. "Ich glaube, man verliert nichts, wenn man es nimmt. Außer, dass es politisch nicht allzu angesagt scheint", so Trump weiter.

Hydroxychloroquin hilft nicht gegen das Coronavirus. Im Gegenteil kann das Malariamedikament sogar schaden und unter anderem zu Herzproblemen führen. Das hat die US-Arzneimittelbehörde im Juni öffentlich klar gemacht - und die Notfallzulassung für die Behandlung von Covid-19-Patienten zurückgezogen.

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Trump pries zuletzt auch die Ärztin Stella Immanuel aus dem texanischen Houston, die für den Einsatz von Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus wirbt, als "spektakulär" an. Die Onlinenetzwerke Twitter und Facebook löschten jedoch Botschaften des Präsidenten, in denen er Videobotschaften Immanuels und anderer Ärzte zum angeblichen Nutzen von Hydroxychloroquin im Kampf gegen die Pandemie weiterverbreitete.

Immanuel hatte zuletzt auch Botschaften versandt, in denen sie ihren Glauben an Hexerei bekundet. Sie vertritt die bizarre Theorie, dass viele "gynäkologischen Probleme", das Ergebnis von Hexen (Frauen) seien, die in ihren Träumen Sex mit Dämonen hätten. Ein Mythos, der sich bereits in dem Gedicht "Epos von Gilgamesch" wiederfindet, das vor 4000 Jahren geschrieben worden ist, berichtet die "Washington Post."

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Auf der Pressekonferenz reagierte Trump empfindlich auf wiederholte Nachfragen zu dem Video – und beendete die Veranstaltung schließlich abrupt.

Trump liegt weniger als 100 Tage vor der Präsidentschaftswahl am 3. November in den Umfragen deutlich hinter Joe Biden zurück, seinem Rivalen von den oppositionellen Demokraten. Wegen seines Umgangs mit der Pandemie steht der Präsident massiv in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, die von dem Coronavirus ausgehende Bedrohung lange unterschätzt zu haben. In den USA sind mehr als 4,3 Millionen Virusfälle registriert und fast 150.000 Menschen an den Folgen einer Erkrankung gestorben. (Tsp, AFP)

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