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„Afghanistan ist nicht sicher“: Darauf wird zum „Tag des Flüchtlings“ wieder hingewiesen.
© Susann Prautsch/dpa

Tag des Flüchtlings: Nicht nur in Festtagsreden für Integration eintreten

Afghanistan ist nicht sicher. Gut integrierte junge Flüchtlinge haben hier eine Chance, bei Abschiebung droht ihnen das Chaos. Ein Kommentar.

Hierzulande wird der Tag im Rahmen der Interkulturellen Woche begangen, er schließt die Woche mit bundesweiten Aktionen, Begegnungen, Diskussionen und Gottesdiensten ab. Immerhin wurde er ja schon 1986 ins Leben gerufen, gemeinsam von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Griechisch-Orthodoxen Metropolie, dem DGB und der Bundesarbeitsgemeinschaft Pro Asyl ins Leben gerufen. Er soll Solidarität mit Flüchtlingen zum Ausdruck bringen, ein „klares Zeichen dafür setzen, dass wir eine andere, offene Gesellschaft und eine Politik wollen, die Flüchtlinge Willkommen heißt“.

So hält es der Flüchtlingsrat Niedersachsen aktuell fest. Er ist einer der Landesflüchtlingsräte, die – gegenwärtig immer wiederkehrendes Beispiel – einen sofortigen Abschiebestopp nach Afghanistan fordern. Dieser Appell wird angesichts der am Sonnabend stattfindenden Präsidentschaftswahl von den Organisationen umso dringlicher gemacht. Unablässig drohen die Taliban allen, die teilnehmen wollen, den Tod an. Und landesweit sind in den vergangenen Tagen tatsächlich wieder Dutzende Menschen bei Anschlägen verletzt und getötet worden.

Vor dem Hintergrund dieser Lage werden der Bundesregierung wegen ihrer monatlichen Sammelabschiebungen zu Recht Vorwürfe gemacht. Etwa, dass sie sich von innenpolitischem Wunschdenken leiten lasse. So sind unter den jüngst Abgeschobenen auch junge, gut integrierte Afghanen mit Ausbildungsperspektive – die sie aber nur hier haben. Stattdessen landen sie jetzt dort, wo Chaos droht.

Dass Politiker in Bund und Ländern an diesem Tag für Weltoffenheit und Integration eintreten, klingt da schon fast wie Hohn. Der Bayerische Flüchtlingsrat beklagt sich über eine immer härtere Gangart. Dabei passt die Feststellung von Pro Asyl: „Afghanistan ist nicht sicher.“ Immer noch nicht! Obwohl seit dem Satz von Margot Käßmann, der beliebtesten evangelischen Theologin, „Nichts ist gut in Afghanistan“, auch schon wieder Jahre vergangen sind.

Der Tag des Flüchtlings – eine Mahnung liegt in jedem Fall darin. Zumal er mit guten Gründen als „Aktionstag“ geführt wird. Wenn etwas Gutes für Zufluchtsuchende daraus folgen soll, muss in ihrem Sinn gehandelt werden. Tag für Tag.

Stephan-Andreas Casdorff

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