Porträt Manuela Schwesig: Neue Hoffnungsträgerin
Überall im Bund sind es Frauen aus dem Osten, auf die Parteien bauen. Manuela Schwesig, Angela Merkel sowieso, Katrin Göring-Eckardt für die Grünen, Sahra Wagenknecht für die Linken, Frauke Petry für die Rechten. Fehlt nur noch die FDP. Ein Kommentar.
Wer hätte das gedacht? Manuela Schwesig, die Frau, die sich mit dem bayerischen Löwen Horst Seehofer anlegt – und gewinnt. Als sie von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier 2009 in sein Schattenkabinett aufgenommen wurde, galt Schwesig vielen als Leichtgewicht. Manuela wer? In Meck- Pomm fünf Jahre lang Sozialministerin, war sie im Rest der Republik unbekannt. Ostdeutsch, blond, verheiratet, Mutter, zuständig für Frauen und Gedöns, um einen Spruch von Gerhard Schröder zu zitieren. Dass sie ein Talent sei, sagte Steinmeier seither immer wieder; sagt übrigens auch Peer Steinbrück, in dessen „Kompetenzteam“ 2013 Schwesig natürlich auch war. Ob das Talent aber auch in Berlin auf der Bundesebene bestehen könnte, war damit noch nicht in Stein gemeißelt.
Am Anfang holperte es im Familienministerium ganz schön, die Berichte waren nicht eben freundlich, in der SPD – die ihre Spitzenleute ja beileibe nicht immer solidarisch oder sogar freundlich behandelt – lebte der Spott „Küsten-Barbie“ wieder auf. Aber Schwesig, inzwischen 41, fing sich nicht nur, sondern setzte sich durch, im Haus und darüber hinaus.
Professionelle Führung des Ministeriums ist mehr als die halbe Miete
Was sicherlich neben Talent und Ausstrahlung auch mit der Staatssekretärsauswahl zu tun hat. Professionelle Führung des Ministeriums ist mehr als die halbe Miete. Die Vorgängerin von der CDU, Ursula von der Leyen, könnte ein Lied davon singen. Sie hielt es ebenso, und man schaue mal, wo und was sie jetzt ist: eine der Hoffnungsträgerinnen der Union. Ja, so kann’s gehen. Wenn die SPD wieder HoffnungsträgerInnen sucht – Schwesig ist als Bundesministerin vorne dabei. Ganz vorne. Zumal sie, wie von der Leyen, in ihrer Partei auch stellvertretende Bundesvorsitzende ist. Allerdings wird Schwesig in der SPD mehr gemocht als Leyen in der CDU. Und ihre Bandbreite! Arbeit, Soziales, Familie, Gleichstellung, Aufbau Ost, Demografie, Inklusion, dazu Fachfrau für Steuerfragen… Nicht, dass Leyen neidisch wird.
Und, auch interessant: Überall im Bund sind es Frauen aus dem Osten, auf die Parteien bauen. Also Schwesig, Angela Merkel sowieso, Katrin Göring-Eckardt für die Grünen, Sahra Wagenknecht für die Linken, Frauke Petry für die Rechten. Fehlt noch die FDP. Aber das kann sich auch noch ergeben. Nachdem jetzt in Stadtstaaten Frauen für die FDP gewonnen haben, heißt das ja wohl, dass die da keine Berührungsängste mehr haben.