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Syrien: Neue Gewalt in Homs - Arabische Beobachter ziehen ab

Truppen von Syriens Machthaber Assad haben erneut die Stadt Homs attackiert, Milizen sollen mehrere Familien massakriert haben. Die Arabische Liga hat ihre Beobachter aufgefordert, das Land zu verlassen.

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Mit militärischer Macht und Milizenterror versucht das syrische Regime, den Willen der Aufständischen in der Stadt Homs zu brechen. Aktivisten berichteten am Mittwoch, das Viertel Baba Amro sei unter Beschuss genommen worden. Sie sprachen von Dutzenden von Toten. Drei Familien seien zudem von Milizionäre in ihren Häusern massakriert worden, hieß es. Die Eindringlinge hätten 20 Menschen mit Messern getötet. Wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit für Medienvertreter in Syrien ist es schwer, derartige Angaben zu überprüfen. Die sogenannten Revolutionskomitees meldeten, Angehörige des syrischen Geheimdienstes hätten im Libanon nahe der Grenze zwei junge Männer aus der Stadt Homs verschleppt. Sie seien vom Geheimdienst der Luftwaffe zurück nach Syrien gebracht worden. Bereits in der Nacht zu Samstag hatten Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten 230 Menschen in Homs getötet.

Die Arabische Liga forderte unterdessen ihre Beobachter auf, Syrien zu verlassen. Das bestätigte ein Mitarbeiter der Liga in Kairo. Der Leiter der Beobachtermission, Mohammed al-Dabi, und sein Stab sollen jedoch vorerst noch in Damaskus bleiben. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte bei einem Treffen mit Präsident Baschar al-Assad am Dienstag noch erklärt, die Beobachtermission könne ausgeweitet werden.
Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, in der Provinz Daraa seien nahe der jordanischen Grenze ein Offizier und 17 Soldaten desertiert. Der syrische Menschenrechtsanwalt Haitham al-Maleh sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, regimetreue Einheiten seien für die gewaltsame Unterdrückung der Proteste verantwortlich, nicht die regulären Truppen der Armee.

Die Türkei plant in Kürze eine internationale Konferenz zum Konflikt in Syrien. Ziel sei es, internationale Geschlossenheit zu dem Thema herzustellen, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu. Die Konferenz müsse nicht notwendigerweise in der Türkei, aber zwingend in der Region stattfinden. Zudem müsse sie „so schnell wie möglich“ organisiert werden. Die Türkei versuche derzeit, eine sogenannte Roadmap zu Syrien zu erarbeiten, sagte Davutoglu weiter. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyib Erdogan werde sich zudem noch am Mittwoch telefonisch mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew über die Krise in Syrien austauschen. Die Türkei teilt eine mehr als 900 Kilometer lange Grenze mit Syrien und hat sich seit Beginn des Konflikts in dem Nachbarland vor knapp einem Jahr zunehmend von der Führung in Damaskus distanziert.

In Berlin waren am Dienstag zwei mutmaßliche syrische Spione festgenommen worden, die Oppositionelle ausgeforscht haben sollen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bestellte daraufhin den syrischen Botschafter ein. (dpa/afp)

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