Russische Biker "Nachtwölfe" in Berlin?: Nein, nur bis an die Grenze
Sollen Putins Rocker auch in Berlin Stalin als Helden feiern und die Einverleibung der ganzen Ukraine fordern? Nein. Wer alle Grenzen überschreitet, für den bleibt die Grenze dann auch dicht. Ein Kurzkommentar.
Im Konflikt mit Russland hat die Bundesregierung bisher peinlich genau darauf geachtet, der nationalistischen Propaganda Putins nicht noch Nahrung zu geben. Dass der russische Präsident vor einem Jahr den Jahrestag des Kriegsendes auf der gerade annektierten Krim feierte, hielt die Kanzlerin für falsch, verurteilte die Geste aber nicht mit starken Worten. Sie wollte keine Reaktion nach dem Motto „Ausgerechnet eine Deutsche will uns die Siegesfeier über die Faschisten verbieten“ provozieren. Mit dem Einreiseverbot für den Motorradclub „Nachtwölfe“ geht die deutsche Regierung nun das Risiko ein, dass Hardliner in Moskau behaupten, es gebe in Berlin eine ungebrochene Tradition von 1933 bis 2015 – und nur deshalb dürften die Putin- Freunde in der Lederkutte zum 70. Jahrestag mit ihrer „Siegesfahrt“ nicht in die deutsche Hauptstadt. Wenn das so kommt, ist es bedauerlich, aber unvermeidlich. Denn beim Gedenken an den 8. Mai 1945 haben nicht nur Russen und Deutsche eine Stimme, sondern auch die Länder zwischen beiden Staaten. Es ist wichtig, dass Berlin auch auf sie Rücksicht nimmt. Was würden Polen, Balten und Tschechen davon halten, wenn Putins Rocker auch in Berlin Stalin als Helden feiern und die Einverleibung der ganzen Ukraine fordern würden? Wer alle Grenzen überschreitet, für den bleibt die Grenze dann auch dicht.