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Abstrichstäbchen für PCR-Tests (links) und Corona-Schnelltests liegen in einem Corona-Testcenter in einem Spender.
© dpa

Fehlende PCR-Kapazitäten: Natürlich konnte man auch diese „Laborkrise“ vorhersehen

Frühzeitig zusätzliche PCR-Kapazitäten zu schaffen, wäre möglich gewesen. Trotzdem geht der Überblick über das Geschehen nicht verloren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sascha Karberg

Es reiht sich ein in die lange Liste politischer und organisatorischer Versäumnisse dieser Pandemie: Erst fehlten ausreichend Masken für medizinisches Personal und Bevölkerung. Dann etablierten andere Länder die Schnelltests zügiger als Deutschland, die Versorgung mit Impfstoffdosen stockte, und in den Gesundheitsämtern mangelte es ohnehin ständig an Personal wie digitalem Werkzeug.

Und jetzt sind es eben die Laborkapazitäten, die in der Omikron-Welle bald nicht mehr ausreichen, um die schiere Masse der angefragten PCR-Tests abarbeiten zu können.

Natürlich konnte man auch diese „Laborkrise“ vorhersehen. Natürlich hätte man zusätzliche Kapazitäten schaffen und nicht nur medizinische, sondern auch andere, chemische Labors frühzeitig zertifizieren und in die Teststrategie einbeziehen können. Oder in Schulen und Betrieben Pool-PCRs etablieren können. Oder, oder, oder.

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Aber man kann sich auch eingestehen, dass kein System, keine Organisation, keine noch so teure Vorbereitung das Chaos verhindern kann, das nun mal in einer exponentiellen Entwicklung steckt, die von einer derart ansteckenden Virusvariante wie Omikron getrieben wird.

Die tägliche Infiziertenzahl war nie fehlerlos

So wichtig der sichere Nachweis einer Covid-19-Infektion ist, so klar ist und war schon immer: Die tägliche Infiziertenzahl war nie fehlerlos und nur einer von vielen Parametern, um das Pandemiegeschehen zu beschreiben. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht dem Meldeverzug durch verzögerte oder fehlende PCRs infolge der Laborüberlastung jedenfalls gelassen entgegen.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Kapazitäten regional ausgeschöpft - Wer soll künftig noch PCR-Tests machen dürfen?]

Entscheidender war und ist es, den Trend des Infektionsgeschehens – steigend, fallend oder stagnierend – zu erkennen, um anhand dessen ein paar Tage oder Wochen in die Zukunft schauen und Maßnahmen ergreifen zu können.

Das RKI werde jetzt, so hieß es am Mittwoch, noch mehr Augenmerk als ohnehin schon auf die wöchentliche, aus mehreren Faktoren errechnete geschätzte Inzidenz legen. Dabei werde auch berücksichtigt, wie schwer die Infizierten erkranken, oder vielmehr, wie sich die Zahl der Hospitalisierten im Zeitverlauf verändert.

Ein Daten-Paradies für Epidemiologen existiert praktisch nirgendwo. Und bislang machen die RKI-Experten nicht den Eindruck, als würden sie in Panik geraten und den Überblick über das Pandemiegeschehen verlieren. Im Gegenteil.

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