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Japans neuer Kaiser Naruhito neben seiner Gattin Masako
© Reuters/Kyodo

Ära „Schöne Harmonie” hat begonnen: Naruhito ist Japans neuer Kaiser

In Japan tritt Kaiser Naruhito die Nachfolge seines Vaters Akihito an. Er werde immer an der Seite seines Volkes stehen, sagt er bei der Thronbesteigung.

Japans neuer Kaiser Naruhito hat den Chrysanthemen-Thron bestiegen und damit eine neue Ära für sein Land eingeläutet. Er werde im Einklang mit der Verfassung seine Verantwortung als Symbol des Staates und der Einheit des Volkes erfüllen, sagte der 59-Jährige am Mittwoch in seiner ersten Botschaft als neuer Monarch. Er werde immer an der Seite seines Volkes stehen. „Ich bete aufrichtig für das Glück der Menschen und die weitere Entwicklung der Nation wie auch des Friedens der Welt“, sagte Naruhito bei einer kurzen feierlichen Zeremonie im Palast an der Seite seiner Gemahlin, Kaiserin Masako.

Der 59-Jährige trat die Nachfolge seines Vaters Akihito an, der nach 30-jähriger Regentschaft um Mitternacht (Ortszeit) formal abgedankt hatte. Er und seine Gemahlin Michiko wünschten sich, dass die neue Ära „Reiwa“ (schöne Harmonie) unter ihrem Sohn Naruhito „stabil und fruchtbar“ werde, sagte Akihito in seiner letzten Botschaft. Er war der erste Kaiser der ältesten Erbmonarchie der Welt seit rund 200 Jahren, der zu Lebzeiten den Thron für seinen Nachfolger freimachte.

Nun ist Naruhito das Symbol des Staates. Auf diese Rolle ist ein japanischer Monarch laut der pazifistischen Nachkriegsverfassung beschränkt. Zu politischen Fragen darf sich der Kaiser nicht äußern.

Bei einer ersten Einführungszeremonie für Kaiser Naruhito wurden dem neuen Monarchen von Beamten des Haushofamtes zwei der Throninsignien überreicht: ein Schwert sowie Krummjuwelen, die das Kaiserhaus von der Sonnengöttin Amaterasu Omikami erhalten hat. Den Mythen nach sind die japanischen Kaiser unmittelbare Nachfahren von Amaterasu Omikami.

Parallel dazu teilte ein sogenannter Hauptritualist im Namen des Kaisers dem Spiegel - der dritten Throninsignie als Vertretung der Gottheit - mit, dass der Kaiser die Insignien entgegennimmt. Anschließend hielt Naruhito bei einer weiteren Zeremonie seine erste Ansprache vor Vertretern des Staates und seiner Kaiserfamilie halten.

Beide Zeremonien dauerten jeweils lediglich rund zehn Minuten. Japans Nachkriegsverfassung schreibt - nach amerikanischem Vorbild - eine strikte Trennung von Staat und Religion vor. Kritiker beklagen denn auch, dass die meisten Zeremonien zum Kaiserwechsel trotz ihres religiösen Inhalts von der Regierung als staatlich eingestuft werden.

Den Vater zum Vorbild nehmen

Als erster ausländischer Staatsgast wird US-Präsident Donald Trump Ende dieses Monats den neuen Kaiser treffen. Die USA mit ihrem atomaren Schutzschild sind Japans wichtigster Sicherheitspartner.

Die eigentliche Thronbesteigungszeremonie „Sokuirei Seiden no gi“ findet am 22. Oktober statt, zu der auch zahlreiche Würdenträger aus dem In- und Ausland geladen werden. Anschließend werden der neue Kaiser und seine Gemahlin, Kaiserin Masako, bei einer feierlichen Parade in einer offenen Limousine durch Tokio fahren. Es folgen zudem Banketts mit mehr als 2000 geladenen Gästen. Eine dritte Zeremonie, das sogenannte Daijosai, folgt dann am 14. und 15. November. Danach ist Naruhito dann endgültig in die Reihe der Kaiser aufgenommen.

Naruhito will sich seinen Vater, der mit vielen alten Traditionen am Hofe brach und dem Volk so nah war wie kein anderer Kaiser vor ihm, zum Vorbild nehmen. Zugleich dürfte er für frischen Wind sorgen. Seine Regentschaft dürfte nach Meinung von Palastbeobachtern anders als die seines Vaters nicht mehr so stark unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges stehen, von dem Akihito geprägt war. Während seiner 30-jährigen Ära war Akihito ein überzeugter Verfechter der pazifistischen Nachkriegsverfassung und galt als Gewissen der Nation. (dpa)

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