Israel: Nach Scherenangriff: 16-jährige Palästinenserin erschossen
Zwei palästinensische Mädchen griffen in Jerusalem nach Polizeiangaben mit Scheren einen älteren Mann und einen Polizisten an. Der Beamte erschoss eine 16-Jährige und verletzte eine 14-Jährige schwer.
In der Nähe des Zentralmarkts von Jerusalem haben am Montag nach Polizeiangaben zwei palästinensische Mädchen einen "Terrorangriff" verübt. "Zwei mit Scheren bewaffnete weibliche Terroristen stachen" auf einen älteren Mann ein, teilte die Polizei mit. Ein Streifenpolizist schoss auf die 14 und 16 Jahre alten Angreiferinnen, wobei die Ältere getötet und die Jüngere schwer verletzt wurde.
Die Tat ereignete sich in der Jaffa-Straße, eine belebte Fußgängerzone in West-Jerusalem, in der Nähe des orientalischen Markts Machane Jehuda, einer Touristenattraktion. Bei dem 70-jährigen Mann, den die in Schuluniform gekleideten Mädchen angriffen und leicht verletzten, handelte es sich den Ermittlern zufolge um einen Palästinenser aus dem Westjordanland. Die Polizei vermutet offenbar einen Irrtum der Täterinnen, denn sie sprach weiter von einem "Terrorangriff".
Ebenfalls leichte Verletzungen erlitt ein 27-jähriger Wachmann, der von einem Querschläger an der Hand getroffen wurde. Die Schüsse wurden von einem Polizisten abgegeben, der in seinem Auto Zeuge des Angriffs wurde. Er habe die Mädchen unter vorgehaltener Waffe aufgefordert, sich zu ergeben, diese seien aber mit den Scheren auf ihn zugestürmt, schilderte die Polizei die Ereignisse.
Seit Anfang Oktober ist die Lage in Israel und im Westjordanland äußerst angespannt. Palästinenser verübten fast 200 Attacken auf Israelis, zumeist mit Stichwaffen, aber auch mit Autos oder Schusswaffen. 16 Israelis und ein US-Bürger wurden bei diesen Angriffen getötet, zahlreiche Menschen verletzt. Ein Eritreer wurde von Israelis misshandelt und getötet, weil sie ihn für einen Täter hielten.
Im Zuge der Unruhen, die auch auf das Grenzgebiet zum palästinensischen Gazastreifen übergriffen, starben im gleichen Zeitraum 90 Palästinenser. Dabei handelt es sich in der großen Mehrzahl um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter.
Nach der jüngsten Häufung solcher Anschläge nahe dem Siedlungsblock Gusch Ezion im besetzten Westjordanland wurde dort am Montag allen Palästinensern der Zutritt verwehrt. Betroffen waren rund 2000 palästinensische Beschäftigte, die in diesen südlich von Jerusalem gelegenen Großsiedlungen arbeiten. In Gusch Ezion und den ebenfalls vom Zutrittsverbot erfassten Städten Beitar Illit und Efrat leben etwa 92.000 israelische Siedler. Auslöser für die Aussperrung, die auf unbestimmte Zeit verkündet wurde, waren die tödlichen Anschläge der vergangenen Tage. Am Sonntag wurde an einer zentralen Straßenkreuzung in der Nähe dieses Siedlungsblocks eine 21-jährige Besucherin aus Israel von einem Attentäter erstochen. Am Donnerstag feuerte an gleicher Stelle ein Palästinenser aus seinem Auto auf Passanten und tötete einen US-Bürger, einen Israeli und einen Palästinenser. Innerhalb von drei Wochen ereigneten sich damit nahe Gusch Ezion sechs Attacken mit Messern, zwei mit Autos und eine mit Schusswaffen. Israelische Siedler versammelten sich dort am Sonntag und Montag zu Protestkundgebungen und forderten sie Sperrung der Landstraße 60, die wichtigste Verkehrsachse im Westjordanland, für Palästinenser. Davidi Perl, Vorsitzender des regionalen Siedlerrats, verlangte eine Neuauflage der "Operation Schutzschild", mit der die israelischen Streitkräfte 2002 auf die zweite Intifada reagiert hatten. Dabei wurden die zentralen palästinensischen Städte besetzt und der Sitz der Autonomiebehörde in Ramallah belagert.