Entwicklung der Renten: Nach mageren Jahren geht es ab 2016 aufwärts
2015 werden die Rentenerhöhungen noch einmal gering ausfallen. Im Jahr danach aber könnte es die kräftigste Steigerung seit Jahrzehnten geben. Und auch für die Zeit danach stellt die Regierung Erhöhungen von gut zwei Prozent pro Jahr in Aussicht.
Wenn es wirklich so kommt, gab es das schon lange nicht mehr. Rentenerhöhungen von mehr als 4,5 Prozent verheißt die Regierung den gut 20 Millionen Rentnern für das Jahr 2016. So steht es im aktuellen Rentenversicherungsbericht, der das Kabinett an diesem Mittwoch passieren soll. Überschattet wird die Ankündigung freilich durch eine weniger erfreuliche Prognose fürs kommende Jahr. 2015 nämlich soll die Anpassung mit 1,57 Prozent im Westen und 1,71 Prozent im Osten noch mal überaus mager ausfallen. Und gemessen daran, was die Rentner am Ende tatsächlich erhielten, haben sich die Vorhersagen in den vergangenen Jahren oft als zu optimistisch erwiesen.
Lohnstatistik dämpft die Erhöhung 2015
Die Prognose für 2015 ist dafür nur ein Beispiel. Die nämlich wurde jetzt schon wieder drastisch nach unten korrigiert. Der letzte Rentenversicherungsbericht hatte den West-Rentnern fürs nächste Jahr noch eine Erhöhung von 3,76 Prozent in Aussicht gestellt. Als Grund für die Reduzierung um mehr als die Hälfte wird nun eine Änderung der Lohnstatistik ins Feld geführt. Seit Neuestem nämlich werden bei der Lohnentwicklung, die ja entscheidend ist für die Rentenanpassungen der Folgejahre, auch gut 400 000 Geringverdiener des dritten Arbeitsmarktes mitberücksichtigt: Beschäftigte in Behindertenwerkstätten und Berufsbildungswerken und auch solche, die ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr ableisten.
Ihre Einbeziehung sei nötig gewesen, um die Statistiken international vergleichbar zu machen, hieß es. Doch für die Gesamtheit der Rentner drücken sie im nächsten Jahr die Rentenanpassung spürbar. Experten zufolge hätte der Gesetzgeber dies verhindern können. Doch womöglich wäre es dann, wegen höherer Rentenausgaben, nichts geworden mit der politisch gewollten und gefeierten Beitragssenkung um 0,2 Prozentpunkte.
Nachzahlung für ausgefallene Rentensenkung beglichen
Im kommenden Jahr zahlen die Rentner dafür also die Zeche. 2016 hingegen profitieren sie von der Beitragssenkung. Nach den komplizierten Berechnungsmechanismen bewirken niedrigere Beiträge im Folgejahr nämlich eine Rentensteigerung. Die Änderung der Lohnstatistik wirkt sich den Prognosen zufolge dann auch positiv aus. Und zwei weitere Faktoren, die bisher dämpfend gewirkt haben, sind ebenfalls außer Kraft. Der Riesterfaktor, mit dem die Belastung der Versicherten durch private Altersvorsorge auf die Rentner übertragen wurde, spielte nur bis 2013 eine Rolle. Und für ausgebliebene Rentenkürzungen wurde den West- Rentnern 2014 zum letzten Mal die Anpassung geschmälert. Im Osten haben sie diese „Schuld“ schon seit 2012 beglichen – ein Grund dafür, dass die Rentenerhöhungen dort in den vergangenen Jahren weit über denen des Westens lagen.
Das Jahr 2016 könnte den Rentnern in West wie Ost folglich ein Rekordplus bescheren. Für Ost-Rentner wäre die vorhergesagte Steigerung um 4,62 Prozent die höchste seit 1997, die 4,51 Prozent im Westen die höchste seit 1991. Auch danach käme ordentlich was hinzu. 2,44 Prozent im Jahr 2017. 2,41 Prozent 2018 ... Bis 2028 sollen die Renten um 39 Prozent gestiegen sein – was einer jährlichen Erhöhung um gut zwei Prozent entspräche.
Jede Menge Unbekannte
Allerdings enthält das alles jede Menge Unbekannte. Man könne die Prognose weder bestätigen noch dementieren, heißt es denn auch bei der weit vorsichtigeren Rentenversicherung. Deren Experten haben sich bisher nicht mal auf Zahlen für 2015 festlegen wollen – und nur angekündigt, dass die Anpassung wohl zwischen ein und zwei Prozent liegen werde.
Der Sozialverband Deutschland warnte davor, den Rentnern erst Hoffnungen zu machen und sie nach den schmalen bisherigen Rentenanhebungen erneut zu enttäuschen. Grünen-Rentenexperte Markus Kurth sagte, das Jahr 2016 sei „ein Strohfeuer“. Langfristig blieben die Erhöhungen „hinter dem zurück, was ohne das Rentenpaket möglich gewesen wäre“. Von den 160 Milliarden Euro, die es verschlinge, müssten die Rentner mehr als 55 Milliarden aufbringen.