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Auch der Drei-Finger-Gruß der Demonstranten wurde ihm zum Verhängnis: Myanmars UN-Botschafter Kyaw Moe Tun.
© Reuters

Er hatte internationale Hilfe gefordert: Myanmars Militärjunta entlässt UN-Botschafter

Der UN-Botschafter hatte ein Ende der Militärregierung in Myanmar gefordert. Sicherheitskräfte gingen am Samstag wieder gewaltsam gegen Demonstranten vor.

Die Militärjunta in Myanmar hat den UN-Botschafter Kyaw Moe Tun entlassen. Der staatliche Fernsehsender von Myanmar, MRTV, erklärte, dass Kyaw Moe Tun „das Land verraten und für eine inoffizielle Organisation gesprochen habe, die das Land nicht repräsentiert, und die Macht und Verantwortung eines Botschafters missbraucht“ habe.

Der Grund: Tun hatte die internationale Gemeinschaft vor der UN-Vollversammlung dazu aufgerufen, der Machtübernahme durch die Militärjunta in seinem Land ein Ende zu setzen.

Er repräsentiere die demokratisch gewählte Zivilregierung in dem Land, sagte der Diplomat am Freitag bei einem Treffen des Gremiums in New York. „Wir brauchen das stärkstmögliche Handeln der internationalen Gemeinschaft, um den Militärputsch zu beenden, um die Unterdrückung unschuldiger Menschen zu stoppen, die Macht wieder dem Volk zu geben und die Demokratie wiederherzustellen.“

Zum Abschluss seiner etwa zehnminütigen Rede formte er mit drei Fingern einen Gruß, der auch von den Demonstranten in Myanmar benutzt wird. Viele andere Teilnehmer des Treffens applaudierten anschließend, die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, bezeichnete die Ansprache als „mutig“.

Anfang Februar hatte das Militär in Myanmar gegen Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen.

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Der von der Militärjunta eingesetzte neue Chef der Wahlkommission hat unterdessen das Ergebnis der Parlamentswahl vom November für ungültig erklärt. Thein Soe habe die Entscheidung am Freitag bei einem Treffen mit politischen Parteien des südostasiatischen Landes mitgeteilt, berichtete die Zeitung „The Irrawaddy“.

Seit dem Umsturz hatte es immer wieder Massenproteste in Myanmar gegeben. Die Demonstranten fordern die Freilassung der festgesetzten Regierungschefin und die Wiedereinsetzung ihrer zivilen Regierung. Das Militär hat zuletzt mit zunehmender Härte gegen die Widerstandsbewegung durchgegriffen.

In Myanmar selbst sind Sicherheitskräfte am Samstag erneut gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. Nach Angaben aus Polizeikreisen wurden mehr als 140 Menschen festgenommen.

Protest gegen die Militärjunta in Myanmar: Polizisten führen einen Demonstranten ab.
Protest gegen die Militärjunta in Myanmar: Polizisten führen einen Demonstranten ab.
© Reuters/Stringer

In der größten Stadt Rangun feuerte die Polizei an mehreren Orten, an denen sich die Demonstranten zu Kundgebungen gegen die Junta versammelt hatten, Schüsse ab und nahm Teilnehmer fest, wie Augenzeugen in sozialen Netzwerken berichteten.

Auch aus anderen Städten wurde ein massives Vorgehen der Sicherheitskräfte gemeldet, die unter anderem Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstranten einsetzten. Nach einem Bericht des Online-Portals „Myanmar Now“ gerieten in Rangun auch Journalisten, die über die Proteste berichteten, ins Visier der Polizei.

„Die Polizei schützt einen verrückten Diktator“

Die von der Polizei vertriebenen Demonstranten und Journalisten versteckten sich in umstehenden Gebäuden. Unter den Festgenommenen waren zwei Fotoreporter der Agenturen Associated Press und Myanmar Pressphoto sowie ein Videojournalist von Myanmar Now.

„Was macht die Polizei? Sie schützt einen verrückten Diktator“, skandierten die Demonstranten. Sie zerstreuten sich in kleinere Wohnstraßen und errichteten Barrikaden aus Tischen und Stacheldraht, um die Polizisten aufzuhalten. Viele Protestierende trugen Helme und Gasmasken und schwenkten selbstgebaute Schutzschilde.

Eine Kundgebung in der Nähe eines Einkaufszentrums im Tamwe-Viertel wurde von der Polizei aufgelöst. Eine verzweifelte Mutter sagte AFP, sie habe kurz mit ihrer Tochter telefonieren können, die nach eigenen Angaben abgeführt wurde. „Ich weiß nicht, wohin sie gebracht wurde“, sagte die Mutter. „Sie wurde unrechtmäßig festgenommen.“

In der Stadt Monywa im Zentrum des Landes gingen Polizisten und Soldaten gegen Demonstranten vor, wie Htwe Aung Zin, Arzt eines örtlichen Rettungsteams, sagte. Ein Mann sei von der Polizei schwer am Bein verletzt worden, zehn andere Demonstranten seien leicht verletzt. Durch welche Art von Kugeln der Mann am Bein verletzt wurde, wollte er nicht sagen. Nach Angaben eines anderen Arztes, der anonym bleiben wollte, wurde eine schwerverletzte Frau auf die Intensivstation gebracht. (dpa, AFP, Tsp)

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