Autoattacke bei Paris: Mutmaßlicher Attentäter stammt aus Algerien
In der Nähe von Paris ist ein Auto ist in eine Gruppe Soldaten gefahren, sechs von ihnen wurden verletzt. Nun wurde ein Verdächtiger gefasst.
Nach der Autoattacke auf Soldaten nahe Paris ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Der Mann wurde am Mittwoch auf der Autobahn 16 gefasst, die von Paris nach Nordfrankreich führt. Premierminister Edouard Philippe bestätigte im Parlament die Festnahme eines Verdächtigen, der am Steuer des nach dem Vorfall gesuchten Fahrzeugs gesessen habe. Elitepolizisten eröffneten in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Boulogne-sur-Mer das Feuer auf den Wagen, nachdem sie ihn nicht anhalten konnten.
Der Fahrer sei zwar von mehreren Schüssen getroffen worden, habe aber überlebt, berichteten französische Medien. Ermittlern zufolge handelt es sich um einen 36-jährigen Mann aus Algerien. Er habe im Großraum Paris gelebt und sei nicht vorbestraft, hieß es.
Am Morgen war er mit seinem Wagen in Levallois-Perret in eine Gruppe von Soldaten gefahren und hatte sechs Militärs verletzt. Die Soldaten gehören zur Anti-Terror-Operation Sentinelle, die in vielen französischen Städten patrouilliert. Hinweise auf das Motiv des Fahrers sind bislang nicht bekannt. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ermittelt werde unter anderem wegen terroristisch motivierter Mordversuche, teilte die Staatsanwaltschaft.
Präsident Emmanuel Macron dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz. Er sagte den Soldaten Unterstützung zu, die der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" (Wache) dienen. Nach Angaben des französischen Innenministeriums war es bereits der sechste Angriff auf Kräfte der Anti-Terror-Mission. Sie wurde nach den Anschlägen vom Januar 2015 ins Leben gerufen.
Verteidigungsministerin Parly spricht von feiger Tat
Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sprach von einer "feigen Tat". Der Angriff werde nicht die "Entschlossenheit der Soldaten" mindern, sich für die Sicherheit der Franzosen einzusetzen, erklärte die Ministerin. Parly sprach den verletzten Soldaten ihren Beistand aus. Nach ihren Angaben erlitten drei Soldaten "schwerere" Verletzungen. In Lebensgefahr schwebte niemand. Die Behörden hatten zuvor von zwei Schwerverletzten gesprochen.
Auch der Bürgermeister von Levallois-Perret, Patrick Balkany, geht von einem "vorsätzlichen Akt" aus. Das Fahrzeug habe sich zuvor auf der Straße positioniert, sagte er dem Sender BFMTV: Der Fahrer habe augenscheinlich darauf gewartet, dass die Soldaten zu ihrem Fahrzeug gehen, und sei dann auf sie zugerast. "Das ist eine abscheuliche Aggression."
7000 bis 10.000 Soldaten bei Anti-Terror-Einheit im Einsatz
Französische Sicherheitskräfte waren schon mehrfach Ziel von Anschlägen, im April wurde ein Polizist auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées erschossen. Anfang des Jahres ging ein Mann mit Macheten auf eine Militärpatrouille im Louvre-Museum los, er wurde überwältigt. Im März erschossen Soldaten einen Angreifer im Pariser Flughafen Orly.
Am vergangenen Wochenende wurde ein Mann mit einem Messer am Eiffelturm festgenommen, der in einer Vernehmung sagte, er habe einen Anschlag auf einen Soldaten geplant. Er wurde inzwischen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.
Innenminister Gérard Collomb kündigte an, gemeinsam mit Verteidigungsministerin Florence Parly die verletzten Soldaten zu besuchen. Die Operation Sentinelle begann nach dem islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar 2015. 7000 bis 10.000 Soldaten sind dafür in Frankreich im Einsatz. Bei Terroranschlägen in Frankreich wurden seit Anfang 2015 fast 240 Menschen ermordet. (dpa, AFP)