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Die Schriftstellerin Monika Maron nimmt Uwe Tellkamp in Schutz.
© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Tellkamp-Debatte: Monika Maron nimmt Uwe Tellkamp in Schutz

Die Autorin Monika Maron hat Uwe Tellkamp in Schutz genommen. Wer in Deutschland seine Meinung sage, drohe Ächtung, sagte sie dem Deutschlandfunk.

Die Schriftstellerin Monika Maron hat die umstrittenen Äußerungen ihres Kollegen Uwe Tellkamp über Flüchtlinge und den Islam verteidigt. Tellkamp habe zwar eine Diktion, die ihr nicht aus dem Herzen spreche, sagte Maron am Donnerstag in einem Interview des Deutschlandfunks. Bis auf einen Satz und eine Kleinigkeit habe sie in seinen Aussagen aber nichts gefunden, was nicht ohnehin in Zeitungen diskutiert werde. „Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagte die Autorin.

Niemand bestreite, dass sich der Islam auf der ganzen Welt radikalisiere, sagte Maron. Man wisse, was in Moscheen gepredigt werde und dass sich an Schulen „eine konservative oder auch aggressive islamische Tendenz“ durchsetze.

Auf die Frage nach dem Vorwurf einer „Gesinnungsdiktatur von links“ sagte Maron, wer in Deutschland offen seine Meinung sage, dem drohe „eine kleinere oder größere Ächtung“. „Das haben die Leute oft genug erlebt. Und das erleben sie jetzt bei Uwe Tellkamp“, sagte die Autorin: „Jedem Menschen, dessen Meinung einem nicht genehm ist, klebt man eine AfD-Marke ans Hemd und sagt, er ist rechts.“

"Im Stich gelassen"

Maron warf dem Suhrkamp-Verlag vor, Tellkamp im Stich gelassen zu haben. Eigentlich sei es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Verlag nicht unbedingt die Haltung seiner Autoren vertrete. Die Distanzierung durch das Äußern dieser Selbstverständlichkeit sei eine „Ungeheuerlichkeit“. Ein Verlag sei eine „Andockstation“ für einen Autor; vom Verlag verlangten Schriftsteller Beistand und Schutz: „Der Suhrkamp-Verlag hat seinen Autor verraten.“

Tellkamp („Der Turm“) hatte sich auf einer Podiumsdiskussion mit seinem Kollegen Durs Grünbein am Donnerstag vergangener Woche in Dresden zu Flüchtlingen und zum Islam geäußert. Dabei sagte er unter anderem, 95 Prozent der Flüchtlinge kämen, „um in die Sozialsysteme einzuwandern“ - den Satz, den Maron kritisch sieht. Der Bundesregierung warf Tellkamp im Zusammenhang mit der Öffnung der Grenzen im Jahr 2015 einen Rechtsbruch vor. Es mache ihm Angst, dass mit dem Islam eine Politik importiert werde, die mit westlichen Werten, speziell dem Rechtssystem, „nicht viel am Hut hat“, sagte er weiter.

Suhrkamp distanzierte sich einen Tag später per Twitter von seinem Besteller-Autor. Die Haltung der Autoren des Hauses sei nicht mit der des Verlages zu verwechseln. (epd)

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