Spahn verteidigt Biontech-Begrenzung: „Moderna ist der Rolls-Royce unter den Impfstoffen“
Gesundheitsminister Jens Spahn wirbt für den Moderna-Impfstoff. Dieser sei „gut, sicher und sehr wirksam“. Biontech stehe nicht unbegrenzt zur Verfügung.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich bemüht, Vorbehalte gegen den Moderna-Impfstoff für das Boostern zu zerstreuen. „Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff“, sagte der CDU-Politiker am Montag in Berlin. Manche Experten würden sogar sagen, „Biontech ist der Mercedes unter den Impfstoffen, Moderna ist der Rolls-Royce.“
Zugleich kündigte Spahn an, dass viele Auffrischungsimpfungen auch künftig mit dem von vielen Bürgern bevorzugten Impfstoff von Biontech vorgenommen werden können. „Unsere Biontech-Lager leeren sich so schnell, dass wir nicht mehr zur Verfügung stellen können.“ Heute und morgen würden insgesamt sechs Millionen Biontech-Dosen ausgeliefert. In den folgenden Wochen seien es aber jeweils nur noch zwei bis drei Millionen Dosen. Es werde nichts zurückgehalten. „Alles was wir haben, liefern wir aus“, sagte Spahn.
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Das Bundesgesundheitsministerium hatte in einem Schreiben an die Länder für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Dafür soll das Präparat von Moderna bei den Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Begründung wurde auch darauf verwiesen, dass andernfalls ab Mitte des 1. Quartals 2022 eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen drohten. Aktuell mache der Impfstoff von Biontech über 90 Prozent der Bestellungen aus.
„Wenn es auf der ganzen Welt Impfstoff-Mangel gibt, können wir nicht einen der besten und wirksamsten Impfstoffe verfallen lassen“, sagt Spahn. Das sei aber nicht der entscheidende Faktor.
Bis zum Jahresende stünden insgesamt 24 Millionen Biontech-Dosen zur Verfügung. „Wenn wir also davon ausgehen, dass wir 25 bis 30 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Jahresende machen wollen, dann wird ein großer Teil dieser Impfungen - wenn gewünscht - auch mit Biontech stattfinden können.“ Zusätzlich seien von Moderna in den Lagern aktuell 16 Millionen Booster-Impfstoffdosen verfügbar. Bis zum Jahresende seien es bis zu 26 Millionen Dosen.
Das Unternehmen Biontech prüft nun, ob es mehr Impfstoff gegen das Coronavirus liefern kann als bisher vereinbart. „Wir prüfen aktuell, ob und wenn ja, wie viele Dosen wir kurzfristig und zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten liefern könnten“, sagte Biontech-Sprecherin Jasmina Alatovic der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.
„Geimpft, genesen oder gestorben“
Spahn ist sich sicher, dass am Ende dieses Winters jeder in Deutschland „geimpft, genesen oder gestorben“ sein wird. Mit Blick auf die hochansteckende Delta-Variante rate er daher dringend nochmals zur Impfung.
Auch das des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) wies darauf hin, dass die Corona-Impfstoffe von Moderna und Biontech gleichwertig sind. Ihr Wirkungsgrad liege bei mehr als 90 Prozent, sagte Institutspräsident Klaus Cichutek in Berlin. Studien hätte auch ergeben, dass die Impfreaktionen bei beiden sehr gering seien.
Für Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, ist klar, die sich zuspitzende Lage in der Pandemie ist „einer zu niedrigen Impfquote geschuldet“ . Daran bestehe kein Zweifel, sagte Sander in Berlin. „Deswegen müssen wir alles unternehmen, um die Impflücken zu schließen.“
Spahn bedauert „vielen zusätzlichen Stress“ in Arztpraxen
Für die Booster-Impfungen würden mRNA-Impfstoffe empfohlen. „Die Kreuzimpfung bietet sogar immunologische Vorteile“, sagte Sander. Wer also zuerst mit dem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca geimpft wurde, sollte als dritte Impfung Biontech oder Moderna wählen.
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„Beide Impfstoffe sind von der Bauart identisch“, sagte Sander. Studien hätten sogar gezeigt, dass Moderna-Geimpfte marginale Vorteile haben könnten. Das seien aber Unterschiede auf hohem Niveau. „Wir haben zwei hoch effektive und sichere Impfstoffe. Sie können beruhigt das nehmen, was gerade da ist.“
Spahn räumte ein, dass die Umstellung in den Arztpraxen und Impfzentren „vielen zusätzlichen Aufwand und auch Stress bedeutet“. Er verstehe auch den Ärger von Ärztinnen und Ärzten. Arbeitsabläufe müssten umgestellt werden, zudem sei zusätzliche Überzeugungsarbeit zu leisten. „Das weiß ich und das bedauere ich auch.“ Wichtig sei: „Es ist genug Impfstoff für alle anstehenden Impfungen da. Und beide Impfstoffe wirken.“ (Tsp, dpa, Reuters)