Vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: Ministerpräsident Sellering gibt Kanzlerin die Schuld für AfD-Aufstieg
Umfragen sagen der AfD bei der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 23 Prozent voraus. Ministerpräsident Erwin Sellering sieht die Flüchtlingspolitik Angela Merkels als Grund.
Kurz vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für das erwartet starke Abschneiden der AfD verantwortlich gemacht. "Die Haltung der Kanzlerin ruft doch viel Widerspruch hervor", sagte Sellering im ZDF-"Morgenmagazin". Schon die jüngsten Landtagswahlen in Deutschland, bei denen die Alternative für Deutschland erfolgreich war, seien "Denkzettelwahlen" gewesen.
"Ich würde sie (die Kanzlerin) bitten, einen anderen Kurs einzuschlagen", sagte Sellering, der eine große Koalition mit der CDU führt. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen."
"Es geht um die Zukunft von Mecklenburg-Vorpommern, nicht um die Flüchtlingspolitik", sagte Sellering weiter. Dies müssten die Wähler wissen.
Der rechtspopulistischen AfD wird für die Landtagwahl am Sonntag ein Kopf-An-Kopf-Rennen mit der CDU vorhergesagt. Laut dem Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel werden beide Parteien in der Wählerbefragung bei 22 Prozent gesehen, wobei die CDU stagnierte und die AfD einen Prozentpunkt zur Vorwoche zulegte. Die Sozialdemokraten um Ministerpräsident Erwin Sellering könnten bei der Wahl wie in der Vorwoche mit 28 Prozent der Stimmen rechnen. Für die Linke und die Grünen wollen unverändert 13 beziehungsweise sechs Prozent stimmen. FDP und NPD dürften demnach an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Allerdings sind dem Politbarometer zufolge zwei Tage vor der Wahl noch immer 38 Prozent Wähler unentschlossen, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollen. Eine deutliche Präferenz nannten die Befragten in der wichtigsten Personalfrage der Wahl: 62 Prozent sprachen sich dafür aus, dass Sellering Ministerpräsident bleibt. Nur 16 Prozent wollen, dass ihn sein CDU-Herausforderer Lorenz Caffier ablöst. Für keinen der beiden Kandidaten waren 13 Prozent.
Ein starkes Abschneiden der AfD in Mecklenburg-Vorpommern würde aus Sicht der Bundesregierung voraussichtlich dem Tourismus in Ostdeutschland schaden. "Die Ausländerfeinde, Rechtsextremisten und Neonazis fügen der Heimat, die ihnen angeblich so viel bedeutet, auch in wirtschaftlicher Hinsicht schweren Schaden zu", sagte die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke (SPD), den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Es muss endlich auch dem Letzten klar werden, dass fremdenfeindliche Übergriffe Gift für den Tourismus in Ostdeutschland sind." (Tsp, dpa)