zum Hauptinhalt
Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaido muss um Leib und Leben bangen.
© Juri Cortez/AFP

Venezuelas Oppositionsführer: Milizen machen Jagd auf Guaidó

Die Gefahr für den selbsternannten Präsidenten Venezuelas wächst - er wird von regierungsnahen Schlägerbanden attackiert.

Die gefürchteten Colectivos, die Milizen des venezolanischen Machthabers Nicolás Maduro, sind offenbar dazu übergegangen, Jagd auf den selbst ernannten Präsidenten Juan Guaidó zu machen. Ein Video zeigt Attacken auf den gepanzerten Wagen Guaidós. Wütende Menschen vor der Nationalversammlung werfen Steine auf das Fahrzeug. Aufgenommen und verbreitet wurde das Video von der Pressestelle der Nationalversammlung.

Es sind beängstigende Szenen aus dem Parlament, die an andere Bilder aus der jüngsten Vergangenheit erinnern. Auch in den vergangenen Jahren gab es Jagdszenen rund um das Parlament, Oppositionspolitiker wurden von regierungsnahen Schlägerbanden im Gebäude verprügelt. Damals war die Nationalversammlung vom sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro entmachtet und durch eine verfassungsgebende Versammlung ersetzt worden. Die Opposition widersetzte sich und bekam es mit Maduros gefürchteten Colectivos zu tun.

Die Wahlen für das Parlament hatte die Opposition Ende Dezember 2015 klar gewonnen, doch Maduro ignorierte das Wahlergebnis, regierte mithilfe von Sonderdekreten weiter. Nun wird die Nationalversammlung wieder zum Schauplatz eines Kräftemessens. Die Teilnahme an den Sitzungen, die weitergehen, deren Kraft aber nur noch symbolisch ist, weil die Maduro-nahe verfassungsgebende Versammlung alle Kompetenzen einfach übernahm, wird inzwischen zur Mutprobe für die gewählten Abgeordneten. Begleitet werden die Gewaltausbrüche von verbalen Attacken der Regierung. Sie beschuldigt die Opposition, für die neuerlichen Stromausfälle im Land verantwortlich zu sein. Guaidó kritisiert dagegen die Regierung, die Infrastruktur des Landes nicht instand zu halten.

Ähnliche Zustände wie vor der Nationalversammlung werden auch vor der Wohnung des Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez gemeldet. Lopez gilt als Verbündeter von Guaidó, wurde wegen Rebellion auf dem Höhepunkt der Massenproteste zu Haft verurteilt, inzwischen sitzt er in Hausarrest. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch oder Amnesty halten seine Verurteilung für politisch motiviert.

Die Justiz kommt auch Guaidó immer näher. Vor wenigen Tagen wurde dessen Büroleiter verhaftet, ihm wird die Vorbereitung eines Anschlags vorgeworfen. Dass Guaidó zuletzt auch eine militärische Option als Lösung der Krise in Venezuela nicht ausschloss, macht ihn juristisch angreifbar. Bislang profitiert er vom Schutz eines Teils der internationalen Staatengemeinschaft, die sich hinter ihn gestellt hat. Doch inzwischen lässt das internationale Interesse an der Krise nach. Je weniger die Welt nach Venezuela schaut, desto schwächer wird sein Schutzschild und die Gefahr größer, dass einer der angeblichen Wutbürger die Tür seines Autos aufreißt.

Zur Startseite