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Die Klassen sind vielfältig, die Schulen selbst sind es noch nicht. Das wollen Migrantenorganisationen ändern.
© Bernd Wüstneck/dpa

Einwanderungsgesellschaft: Migranten wollen stärker gehört werden

Migrantenorganisationen fordern mehr Gewicht und treffen sich zu einer ersten Bundeskonferenz. Das Scheitern der Jamaika-Gespräche ist für sie auch das Scheitern der "weißen Männer".

Die Organisationen deutscher Migranten wollen mehr Einfluss auf die Politik nehmen. Diesem Ziel dient das erste bundesweite Treffen, auf dem 47 Verbände sich am Montag und Dienstag über gemeinsame Ziele verständigen und ihre Ressourcen besser organisieren möchten. Durch das Aus für die Jamaika-Sondierungen am späten Sonntagabend sehen sich die Organisatorinnen bestätigt: 52 Personen hätten sondiert, nur zwei von ihnen aus Einwandererfamilien. „Mehrheitlich weiße Männer über 50 verhandeln über Deutschland. Und damit sind sie gescheitert“, sagte Ferda Ataman, Sprecherin der „Neuen deutschen  Organisationen“ (NDO), zu denen unter anderem nichtweiße Bundeswehr-Soldaten und migrantische Journalistinnen gehören.

Fast ein Viertel hat Migrationsgeschichte

Obwohl eine Mehrheit in Deutschland die Flüchtlingsfrage optimistisch sehe, seien die Gespräche über dieses Thema an ihr Ende gekommen. Und wichtigere Fragen würden vernachlässigt: Obwohl bereits knapp ein Viertel der Bevölkerung eine Migrationsgeschichte habe - das Statistische Bundesamt zählte Ende 2016 einen Anteil von 22,5 Prozent -, spreche „niemand außer uns darüber, wie die Einwanderungsgesellschaft gestaltet werden kann“. Die Schulen seien auch jenseits der Willkommensklassen für Flüchtlinge schlecht gerüstet für ein immer diverseres Land. Migranten seien im übrigen Teil der Aufnahmegesellschaft. Angesichts eines historischen Rechtsrucks in Deutschland sei „wohl kaum eine andere Gruppe dieser Gesellschaft so interessiert an der Erhaltung unserer Demokratie wie wir“ ergänzte Lajos Fischer vom Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat, der Vertretung der kommunalen Ausländer- und Integrationsvertretungen.

Kaum Zugang zu den üblichen Fördertöpfen

Eines der Ziele des angestrebten bundesweiten Migrantennetzes ist die Gründung eines „Deutschen Diversitätsrats“, der nach dem Vorbild des Nationalen Ethikrats politische Entscheidungen in einer Einwanderungsgesellschaft begleiten und mitvorbereiten soll. Außerdem geht es um mehr Geld. „Wir brauchen auch Finanzierung, um uns einzubringen“, sagte Cansu Zeren von der Türkischen Gemeinde Deutschland. Dass es seit 2013 überhaupt Förderung gebe, sei erfreulich, eine Million Euro jährlich aber „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Dabei seien Migrantenselbstorganisationen "unverzichtbare Dienstleister", heißt es in einem Papier der NDO. Sie vermittelten als Brücke und Scharniere zwischen den Neu- und Alteingewanderten einerseits und Verwaltung, Medien, Wissenschaft andererseits. Finanziell hätten sie in der staatlichen Förderung aber noch immer einen Sonderstatus, den es zu überwinden gälte: "Dort, wo sie Leistungen in allgemeinen Gesellschaftsbereichen, wie etwa im Fußballverein oder bei der Betreuung älterer Menschen, leisten, müssen sie auch entsprechenden besseren Zugang zu Regelfördertöpfen für Sport oder Senioren erhalten, statt ausschließlich um die begrenzten Mittel der Integrationstöpfe zu konkurrieren." Längst noch seien sie "mehrheitsdeutschen Verbänden" wie Arbeiterwohlfahrt oder Diakonie nicht gleichgestellt.

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