Chiles Ex-Präsidentin: Michelle Bachelet soll neue UN-Kommissarin für Menschenrechte werden
Bei den UN will sie den Hass bekämpfen. Der Einsatz für Menschenrechte prägte ohnehin Michelle Bachelets Leben. Ein Porträt.
Die Karriere von Michelle Bachelet scheint einem perfekten Plan zu folgen. Sie soll die neue UN-Hochkommissarin für Menschenrechte werden, nachdem sie im März als Präsidentin Chiles abgetreten war. Fast den gleichen Weg ist sie schon einmal gegangen: 2010 hatte sie den Präsidentenpalast nach vier Jahren verlassen (Chiles Präsidenten haben nur jeweils eine Amtszeit) und war Chefin von UN Frauen geworden, einer neu gegründeten Einheit der Vereinten Nationen. Sie überzeugte damals mit ihrer bestimmten sympathischen Art, sagte Sätze wie: „Wir kehren nicht in die Küche zurück!“ So legte sie den Grundstein für ihre erneute Berufung zu den UN.
Tatsächlich könnte es auch kaum eine geeignetere Kandidatin für den UN-Menschenrechtsposten geben. Denn Bachelet hat am eigenen Leib erfahren, was die Verletzung der Menschenrechte bedeutet. Ihr Vater, ein Luftwaffengeneral und Anhänger des sozialistischen Präsidenten Allende, wurde nach dem Pinochet-Putsch 1973 von rechten Militärs zu Tode gefoltert. Auch Michele und ihre Mutter wurden inhaftiert und schließlich ins Exil gezwungen. Sie gingen in die DDR, wo Bachelet ihr Medizinstudium fortsetzte und in Leipzig einen Sohn zur Welt brachte.
Diese Erfahrungen prägten die heute 66-Jährige. Als sie 2006 die erste Präsidentin in der Geschichte Chiles wurde, hatte sie gezeigt, wie man Gräben überwindet. In einem tief konservativ-katholischen Land war es ihr als Sozialistin, alleinerziehender Mutter (sie hat drei Kinder) und Agnostikerin gelungen, eine Mehrheit für sich zu gewinnen. Fortan machte sie sich einen Ruf als sanfte Modernisiererin und Versöhnerin zwischen links und rechts. Sie sagte einen Satz, der bis heute gilt: „Ich bin ein Opfer des Hasses, aber ich widme mein Leben dem Kampf gegen diesen Hass.“
In ihrer zweiten Amtszeit versuchte Bachelet, mehr gegen die soziale Ungleichheit zu tun. Aber Chile wurde von einer Wirtschaftskrise getroffen, auch weil der Preis des Hauptexportprodukts Kupfer gesunken war. Zudem wurde Bachelet in einen Fall von Vetternwirtschaft um ihren Sohn gezogen. Der Skandal beschädigte ihren Ruf und überdeckte ihre Erfolge: ein neues Wahlrecht, eine Gesundheitsreform, die Homo-Ehe und der kostenfreie Uni-Zugang für Ärmere.
Bachelet schied im März als Präsidentin aus. Obwohl sie vorhatte, sich in Chile um ihre 91-jährige Mutter zu kümmern, folgt sie nun dem Ruf nach Genf. Dort wird sie Gelegenheit haben, ihren Ruf wiederherzustellen.
Philipp Lichterbeck
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