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Youtuber LeFloid interviewte 2015 die Kanzlerin.
© picture alliance / dpa

Wahlkampf im Netz: Merkel und die vier Youtuber

Mitte August wird eine Gruppe Youtuber Angela Merkel interviewen. Auch "unbequem" soll es werden. Da wird die Kanzlerin zittern. Eine Glosse.

Treffen sich ein Technik- Nerd, eine Modebloggerin, ein It-Girl und ein Historiker – mit der Kanzlerin. Was nach einer eigenartigen Zusammenkunft klingt, soll Angela Merkel Wähler in diesem Neuland namens Internet sichern. Am 16. August wird sie vier bekannte deutsche Youtuber für ein Live-Interview treffen: AlexiBexi, Ischtar Isik, ItsColeslaw und MrWissen2go.

Keine Sorge: Falls Sie die Namen nicht kennen, sind Sie auch nicht Zielgruppe. Angela Merkel macht das aber schon zum zweiten Mal. Bereits 2015 hatte sie den Youtuber LeFloid im Kanzleramt empfangen. Die Erwartungen waren hoch, am Ende musste sich LeFloid rechtfertigen. Er sei zu brav gewesen, hieß es, zu freundlich, habe sich benutzen lassen. Dieses Mal wollen die vier Youtuber freilich alles anders machen. MrWissen2go, der auf seinem Kanal über Politik und Geschichte informiert, sagt, er habe dem Format nur zugestimmt, weil das Ganze live sei und die Fragen vorher nicht abgesprochen würden. Da könne man auch Dinge fragen, die „unbequem“ seien, meint er.

Nur zehn Minuten für jeden

Da wird die Kanzlerin aber zittern, wenn AlexiBexi, ItsColeslaw und Co. im Interview so richtig unbequem werden. Die vier Jungstars haben bereits ihre Zuschauer aufgerufen, ihnen Fragen an Merkel zu schicken. „Frau Merkel“, will zum Beispiel einer wissen, „wie stehen Sie dazu, dass einige Gesetze im Bundestag trotz Abwesenheit vieler Abgeordneter beschlossen werden?“ Ein anderer Nutzer fragt, warum er Rundfunkbeitrag bezahlen müsse, „obwohl ich nachweislich keinen TV besitze“. Uninteressant ist das sicher nicht. Und auch keine schlechte Idee, mit der Zielgruppe „Generation Youtube“ so zu interagieren. Illusorisch aber, dass die Kanzlerin sich von vier Youtubern aufs Glatteis führen lässt, von denen jeder nur zehn Minuten hat und versuchen wird, so viele Fragen wie möglich unterzubringen. Schwierig, bei einem Thema nachzubohren – dafür dürfte überhaupt keine Zeit sein.

Das Kanzleramt wird wohl wissen, warum es dieser Konstellation und diesen Gesprächspartnern zugestimmt hat – und nicht beispielsweise Berufsnervensäge Tilo Jung eingeladen hat. Der Video-Blogger interviewt für seine Gesprächsreihe „Jung & naiv“ regelmäßig Politiker und geht in der Bundespressekonferenz den Ministeriumssprechern mit penetranten Nachfragen auf den Geist. Die Nachricht vom Vier-Youtuber-Interview kommentierte er auf Twitter mit „Ach Gottchen“.

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