zum Hauptinhalt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
© Michael Sohn/AFP

Casdorffs Agenda: Merkel hätte Chemnitz früher besuchen müssen

An diesem Freitag besucht die Bundeskanzlerin Chemnitz. Sie kommt zu spät – auch mit der Erkenntnis, dass sie sich und ihren Kurs erklären muss. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Endlich kommt sie nach Chemnitz: Angela Merkel, die Bundeskanzlerin. Dabei hätte sie schon längst da gewesen sein müssen, so lang sind die tragischen, das Land aufwühlenden Ereignisse schon her. Zumal Chemnitz zur Chiffre geworden ist für menschenverachtende Reaktionen auf eine Flüchtlingspolitik, die Merkel bis in die Mitte hinein Zustimmung und damit Macht kostet.

Dass die Kanzlerin die Kultur der offenen Grenzen und Arme längst so revidiert hat, dass es konservativer kaum geht – das will ja keiner wirklich wissen. Nicht einmal ihre Freunde, schon gar nicht ihre Gegner. So kommt zusammen, was inhaltlich zusammengehört: Bevor Merkel in Chemnitz ist, haben sich ihre potenziellen Nachfolger im CDU-Vorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn, noch einmal von dem Kurs abgesetzt, der seit 2015 der Bundeskanzlerin zugerechnet wird.

Wenn sie doch nur früher gekommen wäre – Merkels Erkenntnis, dass sie sich und ihren Kurs erklären muss. Und zwar schon lange vor Chemnitz. Wahrscheinlich stünde die Kanzlerin heute besser da. Die politische Mitte hätte es ihr gedankt. Wer übrigens in Chemnitz war, als erstes Mitglied der Merkel-Regierung: die Sozialdemokratin Franziska Giffey. Es gibt ja Menschen, die sie für kanzlerabel halten.

Casdorffs Agenda erscheint jeden Morgen in der Morgenlage, dem Newsletter für Politik- und Wirtschaftsentscheider, den Sie hier kostenlos abonnieren können.

Zur Startseite