Kanzlerin in Peking: Merkel bittet China um Hilfe in der Flüchtlingskrise
Beim ihrem Besuch in China hat Kanzlerin Angela Merkel um Hilfe in der Flüchtlingskrise gebeten. Zudem wurden Wirtschaftsabkommen unterzeichnet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat China um Mithilfe bei der Bekämpfung von Fluchtursachen gebeten. Die Regierung in Peking könne ihren großen Einfluss in Afghanistan und Pakistan, aber auch bei der Lösung des Syrien-Konflikts geltend machen, sagte Merkel am Donnerstag in Peking. Aus diesen Ländern kommen derzeit die meisten Flüchtlinge über die Türkei in die EU und vor allem nach Deutschland. Durch eine Stabilisierung der Situation in den Herkunftsländern erhoffen sich die EU-Staaten eine Abschwächung der Flüchtlingszahlen.
Merkel ermunterte China, sich stärker in die Bemühungen um ein Ende des Syrien-Konflikts einzuschalten. "Das Eingreifen Russlands hat erst einmal zu einer Eskalation geführt, zu mehr Flüchtlingen", kritisierte Merkel. Eine Beendigung des Bürgerkrieges sei nur durch einen diplomatischen Prozess möglich. "Auch China will alle regionalen Führer mit einbinden", unterstrich Merkel Einigkeit mit der UN-Vetomacht. "Deshalb berühren sich trotz der großen regionalen Entfernungen die Interessen geradezu physisch", sagte sie.
Kanzlerin lobt Pekings Angebot für Hilfe in internationalen Organisationen
Die Kanzlerin lobte zudem, dass China für die Versorgung von Flüchtlingen Hilfe in den internationalen Organisationen anbiete. Denn das Welternährungsprogramm oder das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seien chronisch unterfinanziert, was "eine sehr schlechte Nachricht und auch eine beschämende Nachricht" sei. Die gekürzten Lebensmittelsrationen für syrische Flüchtlinge in Libanon, Jordanien und der Türkei werden als ein Grund dafür gesehen, dass viele gen EU aufbrechen.
Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hatte sich in einer gemeinsamen Pressekonferenz zuvor besorgt über die Flüchtlingskrise in und vor Europa gezeigt und weitere Hilfen zugesagt. "China ist sehr gerne bereit, den Ursprungsländern der Flüchtlinge mehr Hilfe zu leisten." Mit Blick auf den Flüchtlingszustrom in der Europäischen Union (EU) sagte Li, er sei überzeugt, dass die Europäer die Krise "mit vereinten Kräften gut meistern" könnten.
Airbus vereinbarte die Lieferung von insgesamt 130 Flugzeugen
Beim Besuch von Merkel sind am Donnerstag weitreichende Wirtschaftsabkommen in zweistelliger Milliardenhöhe unterzeichnet worden. Airbus vereinbarte die Lieferung von insgesamt 130 Flugzeugen mit einem Listenpreis von 17 Milliarden US-Dollar (15,5 Mrd. Euro), wie ein Firmenvertreter der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Es ist einer der größten Aufträge, die China bisher abgeschlossen hat.“ Es geht um 100 Maschinen vom Typ A320 und 30 weitere vom Typ A330.
Zu den weiteren Vereinbarungen gehört unter anderem eine strategische Kooperation zwischen dem deutschen Maschinenbauunternehmen Voith und der chinesischen Drei-Schluchten-Gesellschaft, die den Staudamm am Jangtse-Strom gebaut hat. Die Abkommen wurden in Gegenwart von Kanzlerin Merkel und Regierungschef Li Keqiang unterzeichnet. Der Umfang ist überraschend groß, da bei der Reise ursprünglich keine größeren Wirtschaftsvereinbarungen erwartet worden waren. Die Kanzlerin und der Premier vereinbarten einen weiteren Ausbau der Wirtschaftskooperation. (dpa)