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Alexej Nawalny als Patient in der Charité
© dpa/AP/Instagram/Navalny/Uncredited
Update

Vergifteter Kremlkritiker: Merkel besuchte Nawalny in der Berliner Charité

Der Putin-Widersacher Nawalny hat am Krankenbett Besuch von der Kanzlerin bekommen. „Eine persönliche Begegnung“, sagt die Bundesregierung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den vergifteten russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny in der Charité besucht. Der Regierungssprecher Steffen Seibert bestätigte am Montag das Treffen, nachdem zuerst der „Spiegel“ darüber berichtet hatte.

Es habe sich um eine „persönliche Begegnung der Bundeskanzlerin mit Herrn Nawalny“ gehandelt, das Treffen, das in der vergangenen Woche stattfand, sei aber nicht „geheim“ gewesen. Weitere Einzelheiten zum Inhalt des Gesprächs, anderen Teilnehmern oder dem genauen Tag des Treffens nannte Seibert unter Berufung auf die Vertraulichkeit nicht.

Nawalny war am 20. August in Russland mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden und wurde zwei Tage später zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen.

Einen Monat lang wurde Russlands bekanntester Oppositioneller in der Berliner Charité behandelt. Am vergangenen Dienstag konnte er die Klinik verlassen. Die Begegnung mit der Kanzlerin muss also am Montag oder Dienstag stattgefunden haben.

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„Ich bin der Kanzlerin Merkel sehr dankbar dafür, dass sie mich im Krankenhaus besucht hat“, schrieb Nawalny am Montag auf Twitter. Auch der Oppositionelle betonte, es habe sich nicht um ein Geheimtreffen gehandelt, sondern eher um „ein privates Treffen und ein Gespräch mit der Familie“. Der sonst in den sozialen Medien so aktive Nawalny verzichtete bisher darauf, ein Foto von der Begegnung mit der Kanzlerin zu veröffentlichen.

Das Treffen ist ein Signal Richtung Moskau

Merkels Sprecher war am Montag darum bemüht, der Begegnung der Kanzlerin mit dem russischen Oppositionsführer keine politische Bedeutung beizumessen: „Es war ein Besuch bei einem erkrankten Menschen, der nach einem Nervengiftanschlag ärztlich bei uns in Deutschland behandelt wird.“

Doch der Besuch am Krankenbett ist ein weiteres Zeichen dafür, wie ernst die Bundeskanzlerin den Fall Nawalny nimmt - und ein Signal Richtung Moskau. Bereits Anfang September hatte Merkel ungewöhnlich deutlich von Russland Aufklärung verlangt, nachdem ein Labor der Bundeswehr den Nervenkampfstoff Nowitschok in Proben Nawalnys nachgewiesen hatte.

Doch zur Aufklärung des Falles haben russische Behörden bisher nicht beigetragen. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte sogar im Gespräch mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron, dass Nawalny sich auch selbst mit Nowitschok vergiftet haben könnte. Eine Woche nach dieser Unterredung besuchte die Kanzlerin den vergifteten Oppositionellen, den Putin bis heute nicht beim Namen nennt. Dass das Treffen wenig später öffentlich bekannt werden würde, dürfte Merkel einkalkuliert haben.

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