AOK-Krankenhausreport 2014: Mehr Tote durch Behandlungsfehler als im Straßenverkehr
Rund 18.800 Menschen sterben jährlich durch Behandlungsfehler in deutschen Kliniken. An dieser Zahl aus dem Jahr 2007 habe sich nichts geändert, heißt es im aktuellen AOK-Krankenhausreport. Aber je nachdem, für welches Klinikum sich der Patient entscheidet, mindert oder erhöht er sein Gesundheitsrisiko.
Wer sich im falschen Klinikum behandeln lässt, nimmt ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko in Kauf. Das ist das Ergebnis des aktuellen AOK-Krankenhausreports, der am Dienstag in Berlin präsentiert wurde.
Entscheidend für die Patientensicherheit ist demnach die jeweilige Fallzahl des Klinikums. Bei Hüftgelenkoperationen zum Beispiel liegt die Rate der Patienten, die wegen Komplikationen ein zweites Mal unters Messer müssen, um 37 Prozent höher, wenn das Klinikum zu dem Fünftel mit der wenigsten Routine bei solchen Eingriffen gehört. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ein zu früh geborenes Baby stirbt, ist in Kliniken mit weniger als 15 Fällen im Jahr um 87 Prozent höher als in Häusern, die mehr als 45 Frühchen versorgen.
AOK-Chef nennt Qualitätsunterschiede "höchst bedenklich“
Es gebe unter den Kliniken „Qualitätsunterschiede, die aus Patientensicht höchst bedenklich sind“, sagte AOK-Vorstand Uwe Deh. Einen Grund dafür sieht er in mangelnder Spezialisierung. Aus ökonomischem Kalkül versuchten viele Häuser, sich als „kleine Universitätskliniken“ mit umfassendem Angebot zu präsentieren.
Es gehe nicht darum, vor deutschen Kliniken „Warnschilder“ aufzustellen, betonte Deh. Mit Informationen aber müssten die Patienten und ihre Einweiser noch besser versorgt werden. Auch das im Koalitionsvertrag versprochene Qualitätsinstitut sei ein „Schritt in die richtige Richtung“. Vonnöten sei in erster Linie jedoch eine „intelligentere Krankenhausplanung“. Außerdem müssten die Krankenkassen die Möglichkeit erhalten, schlechte Qualität nicht mehr bezahlen zu müssen.
Fünfmal mehr Tote als durch Verkehrsunfälle
Durch Behandlungsfehler sterben der Studie zufolge in deutschen Kliniken pro Jahr nach wie vor rund 18 800 Menschen. Das seien fünfmal so viele wie bei Verkehrsunfällen. Bei einem Prozent aller knapp 19 Millionen Klinikbehandlungen ereignet sich den Schätzungen zufolge ein nachweisbarer Fehler – und bei bis zu zehn Prozent ein „unerwünschtes Ereignis“ wie eine Arznei-Unverträglichkeit oder die Entzündung einer Operationswunde. Das Risiko steige mit dem Patientenalter, der Komplexität der Behandlung und der Anzahl der Akteure, sagte der Leiter des Instituts für Gesundheitssystemforschung an der Universität Witten/Herdecke, Max Geraedts. Und fast die Hälfte der Schädigungen sei vermeidbar. Helfen könnten etwa elektronische Verschreibungssysteme, Notfall-Training, bessere Hygiene, Register bei neuen Medizinprodukten und Behandlungsverfahren sowie generell ein offenerer Umgang mit Fehlern in den Kliniken.
Die Linkspartei kritisierte die AOK-Argumentation. Wenn die Kasse aus Kostengründen beweisen wolle, dass kleine Kliniken auf dem Land nicht mehr gebraucht würden, sei sie „auf dem Holzweg“, sagte ihr Gesundheitsexperte Harald Weinberg. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer Verunsicherung der Patienten. „Nie hatten wir höhere Sicherheitsstandards in den Kliniken“, sagte Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Die Krankenkassen forderten Maximales, seien aber nicht bereit, für Mehrkosten aufzukommen.
Zahlreiche Hintergründe und Fakten zur Qualität der Berliner Kliniken finden Sie auf dem Tagesspiegel-Portal www.gesundheitsberater-Berlin.de
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