Blutige Unruhen im Land des Friedensnobelpreisträgers: Mehr als 60 Tote in Äthiopien
Bei Protesten gegen den Regierungschef und Zusammenstößen verschiedener Volksgruppen sind in Äthiopien mindestens 67 Menschen ums Leben gekommen.
Bei Protesten gegen den äthiopischen Regierungschef Abiy Ahmed und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen verschiedenen Volksgruppen sind in Äthiopien nach Polizeiangaben mindestens 67 Menschen getötet worden. Etwa 55 Menschen seien bei Kämpfen zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien in der Region Oromia in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen, sagte der regionale Polizeichef Kefyalew Tefera am Freitag. Die übrigen Opfer seien von der Polizei getötet worden.
Nach Gerüchten über die angebliche Misshandlung des Abiy-Kritikers und Internetaktivisten Jawar Mohammed durch Sicherheitskräfte waren am Mittwoch dessen Anhänger auf die Straße gegangen. Sie verbrannten Autoreifen und errichteten Straßenblockaden. Aus den Protesten entwickelten sich in der Folge ethnische Unruhen. Mohammed wurde in der Vergangenheit immer wieder von Kritikern beschuldigt, ethnischen Hass zu schüren und darauf abzuzielen, das Land zu destabilisieren.
Am Dienstag hatte Abiy Ahmed dem Internetaktivisten Jawar Mohammed vorgeworfen, mit seinem Oromia Media Network ethnische Spannungen zu schüren. Jawar ist in den USA aufgewachsen und hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er hatte vom Ausland aus über ethnische Unruhen zwischen 2016 und 2018 in Äthiopien berichtet. Nach dem Amtsantritt des Reformers Abiy 2018 kehrte er nach Äthiopien zurück. Abiy ist ebenfalls Oromo.
In Äthiopien wird spekuliert, Jawar könnte auf seine US-Staatsbürgerschaft verzichten und bei der im kommenden Jahr geplanten Wahl kandidieren. Die Oromo sind die größte Volksgruppe im Vielvölkerstaat Äthiopien. Sie stellen etwa ein Drittel der 102 Millionen Einwohner. Für die politische Öffnung des Landes und den Friedensvertrag mit Eritrea erhält Ministerpräsident Abiy in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Er hatte politische Gefangene freigelassen und verbotene Medien erlaubt. (AFP/epd)
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