Ägypten: Mehr als 200 Tote bei Anschlag auf Moschee im Sinai
Attentäter haben eine Moschee auf dem Sinai attackiert und viele Menschen getötet. Die Angreifer zündeten Sprengsätze, als die Gläubigen vom Gebet kamen.
Bei einem Anschlag auf eine Moschee auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel sind nach Angaben aus lokalen Sicherheitskreisen mindestens 200 Menschen getötet worden. Ein Sprecher des ägyptischen Gesundheitsministeriums sagte dem privaten ägyptischen Fernsehsender Extra News TV, dass bei dem Angriff im Norden der Sinai-Halbinsel außerdem mindestens 80 Menschen verletzt worden seien.
Angreifer legten nach Angaben aus Sicherheitskreisen mehrere Sprengsätze um eine Moschee in der Nähe der Provinzhauptstadt Al-Arisch und zündeten sie, als die Gläubigen nach dem Freitagsgebet herauskamen. Anschließend hätten sie auf Flüchtende geschossen, hieß es weiter. "Sie haben auf die Menschen geschossen, als diese aus der Moschee kamen" berichtete ein Anwohner, dessen Angehörige vor Ort waren. "Sie haben auch auf die Krankenwagen geschossen."
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat eine „harte Antwort“ auf den Anschlag angekündigt. „Wir werden mit aller Härte auf diesen Akt der Terroristen antworten“, sagte Al-Sisi am Freitag in einer Fernsehansprache. „Militär und Polizei werden unsere Märtyrer mit aller Kraft rächen.“
Dreitägige Staatstrauer
Auf Bildern, die direkt nach dem Anschlag in den sozialen Netzwerken geteilt wurden, sind zahlreiche Körper zu sehen, die im Innern einer Moschee auf dem Boden liegen und teilweise mit Decken oder Kleidungsstücken abgedeckt sind. Der grüne Teppichboden der Moschee ist voller Blutflecken. Auf anderen Fotos werden Menschen in Krankenwagen und auf der offenen Ladefläche von Autos weggefahren.
Sicherheitskräfte seien derzeit auf der Suche nach den Angreifern und würden sie in der Umgebung der Moschee verfolgen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Der ägyptische Staat erklärte eine dreitägige Trauerzeit für die Opfer des Angriffs.
Auf der Sinai-Halbinsel kommt es immer wieder zu terroristischen Angriffen eines Ablegers der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Vor allem Sicherheitskräfte sind im Visier der Islamisten. Militär und Polizei gehen in der Region massiv gegen mutmaßliche Terroristen vor. Bei Razzien kam es zuletzt häufiger zu tödlichen Schusswechseln. Die Region im Norden der Halbinsel ist zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet.
Auch örtliche Volksgruppen, denen Kollaboration mit den Ägyptern vorgeworfen wird, wurden Ziele von Attentaten. Im Juli kamen bei zwei Selbstmordanschlägen auf Kontrollstellen des Militärs, zu denen sich der IS bekannte, mindestens 23 Soldaten ums Leben. Im Mai wurden bei einem Angriff auf ein Kloster der koptischen Christen 29 Menschen getötet. (dpa, AFP, Reuters)