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Ankunft in Catania auf Sizilien: 220 Flüchtlinge waren von einem italienischen Schiff vor der Küste von Libyen gerettet worden.
© Allesandro Di Meo/dpa/EPA

Vor Küste Libyens: Mehr als 200 Flüchtlinge gerettet

Vor der Küste Libyens hat die italienische Küstenwache 220 Flüchtlinge gerettet. Am Abend wollen die Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel darüber diskutieren, wie Europa mit dem Flüchtlingsproblem umgehen soll.

Unmittelbar vor dem Gipfeltreffen der Europäischen Union zur Migrationspolitik sind am Donnerstag auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien erneut zahlreiche Flüchtlinge eingetroffen. Insgesamt 220 Menschen wurden nach Behördenangaben von einem italienischen Polizeischiff rund 40 Kilometer vor der libyschen Küste gerettet. Sie waren demnach in zwei Schlauchbooten unterwegs. Das Innenministerium in Rom äußerte die Einschätzung, dass bis September wöchentlich etwa 5000 Flüchtlinge Italien erreichen könnten.

Nach den jüngsten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer kommen die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag zu einem Sondergipfel in Brüssel zusammen. Das Treffen war angesetzt worden, nachdem in der Nacht zum Sonntag vor der Küste Libyens rund 800 Flüchtlinge ertrunken waren.

Libyen warnt vor Militäreinsatz gegen Schmugglerboote vor der Küste

Unterdessen hat die international nicht anerkannte libysche Parallel-Regierung die EU vor möglichen Militäreinsätzen gegen Schmugglerboote vor den Küsten des Landes gewarnt. „Man kann nicht einfach entscheiden, solche Aktionen durchzuführen, man muss mit uns sprechen“, sagte der „Außenminister“ des in Tripolis ansässigen Kabinetts, Mohammed al-Ghirani, der „Times of Malta“. Die EU-Staats- und Regierungschef wollten bei ihrem Sondergipfel auch über Pläne für Militäreinsätze gegen Schlepperbanden und ihre Boote beraten. Bei Luftangriffen oder anderen militärischen Aktionen könnten sehr leicht unschuldige Menschen getötet werden, sagte Al-Ghirani dem Blatt. „Deshalb sagen wir: Lasst uns das zusammen machen.“ Bislang habe aber niemand mit seiner „Regierung“ über die Pläne der EU gesprochen. 

In Libyen gibt es keine stabile Regierung und Verwaltung. Zwei miteinander konkurrierende Regierungen beanspruchen die Macht über das Land. Die international anerkannte Führung sitzt im ostlibyschen Tobruk. Die von Islamisten dominierte Parallel-Regierung in Tripolis kontrolliert den Westen des Landes. Faktisch haben an vielen Orten Milizen das Sagen. Schlepperbanden nutzen das Vakuum, um Flüchtlinge in Booten über das Mittelmeer zu schicken.

Trauerfeier auf Malta für geborgene Opfer

Mit einer bewegenden Trauerfeier sind auf Malta die 24 geborgenen Todesopfer des jüngsten Flüchtlingsdramas im Mittelmeer beigesetzt worden. „Wir betrauern sie, weil wir tief in uns, unabhängig von unserem Glauben, unserer Nationalität (...) wissen, dass sie unsere Mitmenschen sind“, sagte der katholische Bischof von Gozo, Mario Grech, in seiner Ansprache am Donnerstag.
Der Bischof leitete die Trauerfeier gemeinsam mit dem Imam Mohamed El Sadi von der muslimischen Gemeinde Maltas. Nach dem Gottesdienst sollten die Opfer auf Maltas größtem öffentlichen Friedhof in Paola im Osten der Insel beigesetzt werden.
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos, Maltas Premierminister Joseph Muscat, Italiens Innenminister Angelino Alfano und die stellvertretende griechische Arbeitsministerin Theano Fotiou nahmen an dem interreligiösen Gottesdienst in der Hafenstadt Msida teil. Auch Dutzende Flüchtlinge nahmen weinend Abschied.
Die Trauerfeier fand in einem großen Zelt neben dem zentralen Krankenhaus Mater Dei statt. Soldaten brachten die 24 Särge - 23 braune sowie ein weißer für ein erst etwa 14 Jahre altes Opfer - über einen mit Blumen geschmückten Weg in das Zelt. Hunderte Malteser hatten in den vergangenen Tagen nach einem Aufruf des Krankenhauses Blumen geschickt oder gebracht.
Die 24 Männer, über deren Identität wenig bekannt ist, waren die einzigen Opfer, die nach dem Unglück vom vergangenen Wochenende geborgen werden konnten. Hilfsorganisationen gehen von Hunderten Toten aus. Insgesamt 28 Überlebende wurden nach Sizilien gebracht.
Nichtregierungsorganisationen hatten für den Abend eine weitere Trauerfeier organisiert, mit der auch an die Opfer erinnert werden sollte. Dabei sollten auch Blumen ins Meer geworfen werden. (AFP/dpa)

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