"Höchstwahrscheinlich" Luftangriff: Medien: Israel bombardiert syrische Waffenlieferung an Hisbollah
Die israelische Luftwaffe hat US-Medienberichten zufolge erneut ein Ziel im benachbarten Syrien bombardiert. US-Präsident Barack Obama sagte unterdessen, es werden keine amerikanischen Truppen in Syrien geben. Deutsche Hilfswerke sind offenbar im Nordwesten Syriens aktiv.
Der Angriff in der Nacht zum Freitag habe einer Waffenlieferung an die libanesische Hisbollah-Miliz gegolten, berichtete der Fernsehsender NBC unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. In Syrien sind laut einem Vorab-Zeitungsbericht vom Samstag deutsche Hilfsorganisationen gegen den Willen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad aktiv.
Ein ranghoher Vertreter der US-Regierung sagte laut NBC, dass der israelische Beschuss vermutlich eine Waffenlieferung an die Hisbollah vereiteln sollte. Die Miliz unterhält Verbindungen zur Regierung Assad. Auch der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Quellen in Washington, Israel habe „höchstwahrscheinlich“ einen Luftangriff auf Syrien geflogen. Die Kampfjets seien aber vermutlich nicht in syrischen Luftraum eingedrungen.
Ein libanesischer Diplomat sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Luftangriff habe Boden-Luft-Raketen zerstört, die kürzlich von Russland geliefert und am Flughafen von Damaskus gelagert worden seien. Die libanesischen Streitkräfte berichteten, israelische Kampfflugzeuge seien in der Nacht zum Freitag mehrmals für jeweils zwei bis drei Stunden in libanesischen Luftraum eingedrungen.
Sowohl das Weiße Haus und das Pentagon als auch das israelische Militär, das Verteidigungsministerium und das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnten eine Stellungnahme ab.
Die Bombardierung wäre der zweite Luftangriff Israels auf syrische Ziele in diesem Jahr. Israel hat indirekt die Bombardierung eines Waffenkonvois im Januar zugegeben, der unterwegs in den Libanon gewesen sein soll.
US-Präsident Barack Obama sagte unterdessen, er könne „kein Szenario erkennen, bei dem amerikanische Truppen in Syrien für die USA oder für Syrien gut wären“. Als Oberbefehlshaber der US-Truppen schließe er aber grundsätzlich nichts aus, betonte er bei einem Besuch in Costa Rica.
In Syrien herrscht ein blutiger Bürgerkrieg, der vor mehr als zwei Jahren mit einer Revolte gegen Assad begonnen hatte. Nach UN-Schätzungen wurden bereits rund 70.000 Menschen getötet.
In einem sunnitischen Viertel der westsyrischen Stadt Banias wurden laut Angaben vom Samstag nach einem Einsatz der syrischen Armee und alawitischen Kämpfern die Leichen von 62 ermordeten Zivilisten gefunden. Darunter seien 14 Kinder, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Bereits am Donnerstag waren demnach nahe Banias mindestens 51 Menschen getötet worden.
Im Nordwesten Syriens sind laut einem Vorabbericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ seit März deutsche Hilfswerke gegen den Willen Assads aktiv. Medico International und die Welthungerhilfe arbeiteten von der Türkei aus und hätten bislang rund eine Million Euro an Unterstützung vom Auswärtigen Amt erhalten. (AFP)