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Die britische Premierministerin Theresa May.
© Reuters/ Hannah McKay
Update

Nach Giftanschlag in Salisbury: May macht Russlands Militärgeheimdienst für Nowitschok-Angriff verantwortlich

Im Fall Skripal sucht die britische Polizei nach zwei konkreten russischen Verdächtigen. Großbritannien will auch den UN-Sicherheitsrat informieren.

Bei den Verdächtigen im Fall des Giftanschlags auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal soll es sich um russische Agenten handeln. Das sagte die britische Premierministerin Theresa May am Mittwoch vor dem Parlament in London. Es gebe Hinweise, dass sie Mitglieder des russischen Militärgeheimdiensts GRU seien, so die Regierungschefin.

„Zusammen mit unseren Verbündeten werden wir alle Mittel unseres Sicherheitsapparats ausschöpfen, um der Gefahr zu begegnen, die vom GRU ausgeht“, sagte May. Großbritannien will die 14 anderen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats am Donnerstag über seine neuen Erkenntnisse im Fall des Giftanschlagsinformieren. Ihr Land habe deswegen um ein Treffen des Gremiums gebeten, sagte die britische UN-Botschafterin Karen Pierce am Mittwoch in New York.

Zuvor hatte die Polizei Fahndungsfotos und die Namen von zwei russischen Verdächtigen veröffentlicht. Alexander Petrow und Ruslan Boschirow reisten aber wohl unter falschen Namen nach Großbritannien ein. Minutiös zeichneten die Ermittler den Weg der beiden nach Salisbury nach - sie hatten dafür etwa 11.000 Stunden an Videoaufnahmen ausgewertet. Auch in der Nähe des Wohnhauses von Sergej Skripal hatten sich die beiden Männer aufgehalten.

Den Verdächtigen wird versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und der Besitz des chemischen Kampfstoffs Nowitschok vorgeworfen. Sie werden nun per internationalem Haftbefehl gesucht.

Gift ursprünglich in der Sowjetunion entwickelt

Skripal und seine Tochter Julia waren im März in der südenglischen Stadt Salisbury durch den Nervenkampfstoff Nowitschok schwer verletzt worden. Später kam ein britisches Paar aus dem nahen Amesbury versehentlich mit dem Nervengift in Kontakt. Der Mann hatte ein Fläschchen gefunden, das er nach eigenen Angaben irrtümlich für einen Parfümflakon hielt und seiner Freundin schenkte. Sie soll sich mit der Flüssigkeit eingerieben haben - die dreifache Mutter starb acht Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

Das Gift sei in beiden Fällen identisch. Das bestätigten Untersuchungen der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW), teilte das Außenministerium am Dienstagabend in London mit. London warf Moskau erneut vor, Drahtzieher des Anschlags zu sein.

Das seltene Gift war ursprünglich in der Sowjetunion entwickelt worden. Moskau bestreitet allerdings entschieden, etwas mit den Vergiftungen zu tun zu haben. Der Fall löste internationale Empörung aus, die zu einer neuen diplomatischen Krise des Westens mit Russland führte. (dpa, AFP, Tsp)

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