Spanien: Massen demonstrieren für katalanische Separatistenführer
Seit Dienstag stehen Anführer der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung vor Gericht. In Barcelona gehen mindestens 200.000 Menschen für sie auf die Straße.
Zehntausende Menschen haben in Katalonien gegen den Prozess gegen zwölf Separatistenführer der Konfliktregion im Nordosten Spaniens protestiert. Die Kundgebung fand am Samstagabend im Zentrum der Regionalhauptstadt Barcelona unter dem Motto „Selbstbestimmung ist kein Verbrechen“ statt. Die Stadtpolizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf rund 200.000, die Organisatoren - darunter die in der Region regierenden Parteien - sprachen von einer halben Million. Unter den Teilnehmern war auch der katalanische Regionalpräsident Quim Torra.
„Unabhängigkeit, Unabhängigkeit!“, skandierten die Demonstranten neben anderen Slogans. Die Hauptverkehrsader Gran Via war über eine Distanz von rund zwei Kilometern komplett mit Menschen gefüllt.
Der Prozess gegen die Separatistenführer hatte am Dienstag vor dem Obersten Gericht in Madrid begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Hintergrund ist ein Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 mit anschließendem Unabhängigkeitsbeschluss. Für den Hauptangeklagten, den früheren Vize-Regionalpräsidenten Oriol Junqueras, fordert die Staatsanwaltschaft 25 Jahre Haft.
Junqueras, der seit mehr als 15 Monaten in Untersuchungshaft sitzt, hatte ausgesagt: „Nichts, nichts, überhaupt nichts von all dem, was wir gemacht haben, ist eine Straftat.“ Vor Gericht stünden seine Ideen, er sei ein politischer Häftling. Der abgesetzte Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont, der nach Belgien geflohen war, ist vom Verfahren nicht betroffen.
Die Kundgebung vom Samstag war die erste von mehreren geplanten Aktionen der Unabhängigkeitsbefürworter. Sie protestieren gegen den Prozess und für das Recht auf Selbstbestimmung. Für nächsten Donnerstag haben die separatistischen Parteien, die im Regionalparlament von Barcelona die absolute Mehrheit haben, zusammen mit mehreren Verbänden und Gewerkschaften einen Generalstreik ausgerufen. (dpa)