Evangelische Kirche: Margot Käßmann wird "Lutherbotschafterin"
Eineinhalb Jahre nach dem Rücktritt von ihren Ämtern kehrt Margot Käßmann zur EKD zurück.
Sie haben lange überlegt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wie sie die Ex-Bischöfin, Wanderpredigerin und Bestsellerautorin wieder einbinden können. Nun ist eine elegante Lösung gefunden: Margot Käßmann wird „Lutherbotschafterin“.
2017 jährt sich Martin Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal, die evangelische Kirche feiert großes Reformationsjubiläum. Käßmann soll mit Predigten, Vorträgen und anderen Auftritten für das Jubiläum „in vielen Richtungen und Milieus der Gesellschaft“ werben. Außerdem soll sie Kontakte zu anderen evangelischen Kirchen im Ausland und zur katholischen Kirche aufbauen, weil man das Jubiläum „anders als in den Jahrhunderten zuvor“ nicht als deutsches Ereignis und auch nicht rein protestantisch begehen will.
Käßmann wird von der EKD für das neu geschaffene Amt mit einem Büro in Berlin und einer zusätzlichen Personalstelle ausgestattet, ihr Gehalt – erst mal ein halbes Bischofsgehalt – zahlt die Hannoversche Landeskirche.
Käßmann war nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss im Feburar 2010 von der Polizei gestoppt worden und wenige Tage später von allen Ämtern zurückgetreten. Sie ist nach wie vor Pfarrerin der Hannoverschen Kirche, die sie für das neue Amt an die EKD ausleiht. Die 53-Jährige unterrichtet bis März an der Universität Bochum und wird ab April 2012 als Lutherbotschafterin wirken.
„Margot Käßmann hat eine große Fähigkeit, die Sprache und den Geist Martin Luthers fromm, fröhlich, frisch und frei in den Alltag zu übersetzen“, lobte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider bei der Pressekonferenz am Freitag. Die Entscheidung im Rat der EKD darüber, wer Lutherbotschafter werden soll, sei einstimmig für sie gefallen.
Sie habe ihre Freiheit genossen und sich durchaus überlegt, ob sie das Amt übernehmen soll, sagte Margot Käßmann. Sie habe aber doch gemerkt, „dass ich eine Frau der Kirche bin“. Hier sei sie verwurzelt und seit fast 30 Jahren in unterschiedlichen Positionen tätig. Jetzt freue sie sich auf die neue Funktion und auch auf Luther. Der Reformator habe ihr schon immer viel bedeutet. Luthers Erkenntnis, dass der Mensch sein Leben vor Gott nicht durch eigene Anstrengung rechtfertigen muss, dass er nicht schön, klug, reich sein muss, sei eine „beglückende, befreiende, revolutionäre Botschaft gerade in unserer Leistungsgesellschaft“, sagte Käßmann. Luther ging davon aus, dass jeder Mensch vor Gott bereits „gerechtfertigt“ ist allein dadurch, dass Gott ihn ansieht und ihm sein Leben geschenkt hat.
Als Lutherbotschafterin wolle sie Luthers Gedanken von der Freiheit eines Christenmenschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen sowie die reformatorischen Bildungsideale und Luthers Ringen darum, wie man Glauben vermitteln kann. Es solle aber keinen „Lutherkult“ geben. Der Reformator habe seine Schattenseiten gehabt. Sein Antisemitismus ist eine dieser Schattenseiten. Auch sei die Spaltung der Kirche im 16. Jahrhundert kein Grund zu jubeln, so Käßmann.
Die Vorbereitung des Reformationsjubiläums läuft auf mehrere Ebenen der EKD. Käßmann wird unter anderem mit dem Ratsvorsitzenden, mit dem Kirchenamt und auch mit dem Auslandsbischof zusammenarbeiten. Bislang ist nicht geplant, dass Käßmann Teil der EKD-Delegation sein wird, die Papst Benedikt XVI. im September im Erfurter Augustinerkloster trifft. In diesem Kloster war Luther einst Mönch. Sie sei erst ab April 2012 Lutherbotschafterin, sagte Käßmann.