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Margot Honecker ist in Chile im Alter von 89 Jahren gestorben.
© dpa

Tod einer DDR-Kommunistin: Margot Honecker - die stahlharte Frau

Die Witwe des DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker ist im Alter von 89 Jahren in Chile gestorben. Margot Honecker galt als DDR-Hardlinerin. Sie trauerte bis zum Schluss um ihr Land.

Bei dieser Nachricht muss jeder Ostdeutsche erst einmal unwillkürlich an ihre blau- lilafarbenen Haare denken: Margot Honecker ist tot. Damit ist eine der verhasstesten Figuren der so lange schon untergegangenen und manchmal schon fast vergessenen DDR gestorben – und eine der markantesten Frauen eines männlich dominierten halben Deutschlands, das weder demokratisch noch eine Republik war.

Margot Honecker war nicht bloß die Witwe des Staats- und Parteichefs Erich Honecker, der 1989 dem Ende der DDR eher tatterig entgegensah. Sie war die bis zum Schluss stahlharte Ministerin für Volksbildung, die schon Kinder ideologisch schulen und, sobald sie etwas größer waren, militärisch ausbilden ließ.

Höchstpersönlich veranlasste sie noch kurz vor der Zeitenwende 1989, dass Schüler des Pankower Ossietzky-Gymnasiums von der Schule flogen, weil sie einen kritischen Artikel zu den regelmäßigen Militärparaden auf den Straßen von Ost-Berlin an der Schüler-Wandzeitung veröffentlicht hatten. Nicht nur in ihren Reden wirkte Margot Honecker erbarmungslos.

Margot Honecker wurde von der Affäre zur Volksbildungsministerin

Gestorben ist Margot Honecker als vereinsamte Frau in Santiago de Chile; allein gelassen von ihrem Volk, das dem halben Land erst in Scharen davonrannte und es dann in die Wiedervereinigung demonstrierte. Ihren Idealen vom Kommunismus ist Margot Honecker, die 89 Jahre alt geworden ist, treu geblieben. So wie ihr Mann bis zu seinem Tod 1994. Seine Asche hatte sie zu Hause noch auf dem Kamin stehen.

Margot Feist war die Affäre von Erich Honecker. Als sie 1952 ein Kind von ihm bekam (der sozialistische deutsche Staat von sowjetischen Gnaden war noch jung und hatte sich noch nicht selbst eingemauert), verlangte der damalige Staats- und Parteichef Walter Ulbricht die Heirat des Paares.

Honecker musste sich von seiner damaligen Frau scheiden lassen, um seine Parteikarriere nicht zu gefährden. Er leistete diesen Kadergehorsam. Fortan stieg das Paar gemeinsam auf. Erich Honecker organisierte für Ulbricht 1961 den Mauerbau, seine Frau stieg zwei Jahre später zur Volksbildungsministerin auf.

Gemeinsam gelang es ihnen schließlich Anfang der Siebzigerjahre, Ulbricht wegen einer angeblich wankelmütigen Deutschlandpolitik  im Kreml derart anzuschwärzen, dass Erich Honecker ihn beerben konnte. Margot Honecker blieb Bildungsministerin bis zum Schluss, die stahlharte Frau an seiner Seite.

Nach dem Umbruch verlor sie kein Wort der Reue oder des Bedauerns etwa für die Opfer der Jugendwerkhöfe, in denen aufmüpfige Jugendliche weggesperrt und drangsaliert worden waren.

"Die DDR war für mich mein Leben"

Margot Honecker stammte aus einfachen Verhältnissen, geboren wurde sie am 17. April 1927 als Tochter einer Fabrikarbeiterin und eines Schuhmachers in Halle an der Saale. Die Eltern waren Kommunisten und während der Nazi-Herrschaft im Untergrund-Widerstand aktiv.

Ihr Vater kam zeitweilig ins KZ, die Mutter starb früh. Margot Feist schlug sich mit Jobs durch, etwa als Telefonistin. Nach dem Krieg engagierte sie sich in der KPD, die in Ostdeutschland 1946 in der mit der SPD zwangsvereinigten SED aufging. In der DDR-Volkskammer, einem von Anfang an undemokratischen Parlament, zog sie 1950 als jüngste Abgeordnete ein - mit 22 Jahren.

Nach dem Umbruch nach 40 Jahren DDR, der für die Honeckers einem Zusammenbruch gleichkam, bekam Margot Honecker den Hass der Menschen hautnah zu spüren. Ein Pfarrer musste das Ehepaar vor dem Mob beschützen, bevor es außer Landes gebracht wurde und Margot Honecker 1992 über eine Flucht in die chilenische Botschaft in Moskau schließlich ins Exil nach Südamerika gelangte.

Später ließ sie wissen: „Die DDR war für mich mein Leben. Es ist eine Tragik, dass es dieses Land nicht mehr gibt.“

Margot Honecker hat ihr Land 26 Jahre überlebt. Vielleicht wird sie auch das als Tragik empfunden haben.

Robert Ide

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