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Wasserdampfschwaden steigen vor Sonnenaufgang in den farbigen Morgenhimmel aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerkes Jänschwalde der LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG) hinter einem Karpfenteich in Peitz.
© Patrick Pleul/dpa

Deutschland und die Emissionen: Lücke zum Klimaziel größer als gedacht

Um 40 Prozent sollten bis zum Jahr 2020 die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland gesenkt werden. Doch dieses Ziel wird vermutlich weit verfehlt.

Deutschland bleibt voraussichtlich hinter den eigenen Ansprüchen im Klimaschutz weiter zurück als bisher gedacht. Das geht aus einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hervor. Offiziell strebt die Bundesregierung noch an, die klimaschädlichen Emissionen bis 2020 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. Doch die Lücke zum Ziel sei nach internen Berechnungen des Bundesumweltministeriums weit größer als angenommen, berichtet die Zeitung. Ohne ein Nachsteuern sei bis 2020 bestenfalls ein Minus von 32,5 Prozent zu erwarten. Schlimmstenfalls würden die Emissionen nur um 31,7 Prozent sinken.

"Eine Zielverfehlung in einer solchen Größenordnung wäre für die Klimaschutzpolitik Deutschlands ein erheblicher Rückschlag", heiße es in dem Papier, das der Zeitung vorliegt. Hauptgrund sind dem Bericht zufolge weiterhin hohen Emissionen bei der Stromerzeugung. So ist zwar der Anteil erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Gleichzeitig produzierten die deutschen Kohlekraftwerke jedoch weiter für den Export. Das habe zehn Millionen Tonnen an Treibhausgas-Emission zusätzlich zur Folge, heiße es in dem Papier.

Weil parallel sowohl Bevölkerung als auch Wirtschaft wachsen, steige auch der Stromverbrauch. Das mache weitere zehn Millionen Tonnen zusätzliche Emissionen aus. 12,5 Millionen Tonnen CO2 entsprächen einem Prozentpunkt für das Klimaziel.

Nicht besser sehe es beim Verkehr aus. Ein deutlich gestiegener Dieselabsatz lasse darauf schließen, "dass die Lkw-Fahrleistungen höher als erwartet liegen", heiß es im Umweltministerium. Bei Kleinlastwagen und Autos sei der Verbrauch ebenfalls gestiegen. Unter dem Strich könnten die Verkehrsemissionen im Jahr 2020 die jüngsten Schätzungen um acht Millionen Tonnen übersteigen.

Weitere sechs Millionen Tonnen Abweichung seien bei den Gebäuden möglich, auch hier der niedrigen Ölpreise wegen. Zuletzt war deshalb in deutschen Kellern wieder mehr Öl und weniger Gas verfeuert worden. Öl verursacht höhere Emissionen als Gas.

Viele der Zahlen seien noch mit Unsicherheiten behaftet, räumt das Ministerium laut "Süddeutscher Zeitung" ein: "Dennoch lassen sie zumindest die Gefahr einer deutlich größeren Klimaschutzlücke in 2020 plausibel erscheinen." Das wieder mache es umso anspruchsvoller, das Ziel für 2030 zu erreichen: minus 55 Prozent gegenüber 1990. "Zudem wäre dies in Bezug auf das internationale Ansehen Deutschlands als Klimaschutzvorreiter verheerend", warnen die Fachleute im Bundesumweltministerium. (epd)

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