Organspende wird neue geregelt: Lösung auf Kosten von Minderheiten?
Wer nicht widerspricht, soll künftig Organspender sein. Aber erreichen diese Vorschriften die Bildungsfernen, die Nicht-Deutschsprachigen? Eine Kolumne.
Jetzt ist es so weit. Gleich in der ersten Sitzungswoche im neuen Jahr will der Bundestag über das neue Organspendegesetz abstimmen. Ursprünglich war die Entscheidung für Dezember geplant, doch weitere Änderungsanträge zur Widerspruchslösung führten zum Aufschub.
Es geht um ein Gesetz, das alle Meldepflichtigen in Deutschland angeht. Im Zentrum steht die sogenannte „Doppelte Widerspruchslösung“, der Entwurf von CDU und SPD. Die wird schon in einigen EU-Ländern praktiziert, in Deutschland wäre sie eine Neuheit.
Und das würde passieren, falls das Gesetz beschlossen wird: Die beauftragte staatliche Stelle teilt 70 Millionen Menschen mit: Wenn Du den zuständigen Organisationen Deine Organe nach dem Tod nicht überlassen willst, um anderen das Leben zu erhalten, dann erkläre das verbindlich, und Du wirst als Nicht-Organspender registriert. Sonst gehörst Du automatisch zu den Organspendern.
Deine nächsten Angehörigen dürfen später nicht für Dich entscheiden. Sie werden dennoch befragt, ob ihnen ein schriftlicher Widerspruch bekannt ist gegen eine Organ- oder Gewebeentnahme. Sie werden also zumindest einbezogen und informiert.
Wichtiger ist das Vertrauen ins System
Warum dieser Weg? Der Gesetzgeber will alle zwingen, sich mit der Art des eigenen Todes auseinanderzusetzen. Wollen wir als Organspender sterben?
Aber was ist mit denen, die sich damit gar nicht beschäftigen wollen, beispielsweise viele Jüngere, weil anderes wichtiger ist? Was ist mit denen, die nicht in der Sprache angesprochen werden, die sie beherrschen, oder Geschriebenes kaum verstehen können?
Werden gerade sie am Ende die erwünschten zusätzlichen Spender sein, weil sie nicht Nein gesagt haben oder nicht Nein sagen konnten? Ist das beabsichtigt?
Mehr Organspender zu gewinnen, ist ein unterstützenswertes Ziel, 84 Prozent der Bevölkerung stimmen dem zu. Spanien ist Weltmeister bei Organspenden, aber nicht wegen einer existierenden Widerspruchsklausel, die keine Rolle spielt. Die Menschen sagen freiwillig Ja, weil sie Vertrauen ins System haben.
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