Räumung des "Dschungel" von Calais: London sollte mehr Flüchtlingskinder aufnehmen
Der Dschungel wird geräumt - und wohin mit den Minderjährigen? Großbritannien will nur wenige von ihnen aufnehmen. Dabei hätte das Land guten Grund, großzügiger zu sein. Ein Kommentar
Nicht dass Lord Alfred Dubs, der Ende der 1930er Jahre mit einem der Kindertransporte vor den Nazis nach England floh, doch noch enttäuscht wird. Und nicht er allein. Möglich ist es: Dubs freut, dass Kinder aus dem Dschungel von Calais nach Britannien kommen dürfen. Doch es sind bisher wenige Hundert, einige Dutzend sollen noch folgen – nur! Das französische Hilfswerk Terre d’Asile schätzt die Zahl der Kinder von Calais, die alle auf die Insel kommen wollten, auf 1290. Nun hatte London sich in einem Abkommen mit Paris bereiterklärt, elternlose Jugendliche aufzunehmen – wenn sie in England über Angehörige verfügen. Die Kinder, Zwölfjährige und noch Jüngere, müssen eine Telefonnummer nachweisen, anschließend wird über einen Anruf geprüft, ob die Eltern, Tanten, Onkel wirklich existieren. Frankreichs Behörden waren allerdings davon ausgegangen, dass alle Minderjährigen in England Aufnahme finden würden. Finden sie aber nicht. Ist das auch eine Folge des Brexit? Gerade vor dem Hintergrund der Geschichte wäre das mehr als enttäuschend, um es britisch unterkühlt auszudrücken. Denn es waren doch hilfsbereite Briten, die 1938 Tausende von Kindern aufnahmen, um sie vor dem sicheren Tod durch die Nazis zu retten. Kinder wie Alfred Dubs.
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